MALEN |
Es gibt für mich heute aus theoretischer
Sicht fast keinen Grund mehr, Bilder zu malen. Formal ist alles entwickelt, was es zu
entwickeln gibt und in der Bilderflut der Print- und TV- Medien sind Darstellungen von was
auch immer die berühmten ,,Eulen nach Athen". Der einzige Grund für gemalte Bilder
liegt für mich ausgerechnet in der Geste eines Künstlers, der gerade mit dieser Geste zu
malen aufhörte: Duchamp und das ,,Ready-Made". Der Künstler "zeigt" auf
eine Sache, weil er in ihr einen Wert sieht und diesen hervorheben will. Natürlich reicht
es eigentlich, das ohne Bilder rein demonstrativ zu tun. Wenn ich für dieses ,,auf eine
Sache zeigen" etwas handwerkliche Mühe verwende, wird der ,,Fingerzeig" jedoch
noch immer von vielen erst wahrgenommen. Die Gefahr dabei ist natürlich, daß nur die
vertraut aesthetische Geste wahrgenommen wird, aber ich behalte vorerst die Hoffnung, daß
diese ,,Gesten" mitunter doch zu ,,Bewegungen" des Betrachters auf den
inhaltlichen Hintergrund zu und die Bilder damit zu Objekten subjektiver Meditation
werden. Die aktuellen Bilder sind so gestaltet, wie ich sie für diesen Anlass als passend empfinde: Zu viel Expressives ,würde nach meiner Auffassung dem Thema nicht gerecht. Die Kinderzeche ist bereits ein Symbol in sich. Also kein ,,Symbol eines Symbols", sondern ,,gegenständliche Ikonisierung". Den Begriff ,,Ikone" gebrauche ich im Sinn von ,,Portrait einer Sache, eines Sachverhalts etc. welcher symbolisch für eine Wertvorstellung steht". Das kann eine Ansicht von Dinkelsbühl sein, ein Musikstück, eine systemtheoretische Gleichung oder eben eine Figur der Kinderzeche. Die Verselbständigung einer Aussage um ihrer selbst willen fand in meiner Arbeit zwar auch ihren Platz in den ,,Unbedingten Kompositionen". Als ausschließliche Ausdrucksform würde sie jedoch meinem persönlichen Anspruch an meine Arbeit nicht gerecht. Bildende Kunst ist für mich noch immer auch konkretes Aussagemedium. Vielleicht ist sie in dieser Eigenschaft im Dafürhalten mancher Absolutisten dann schon nicht mehr die Kunst, die sie meinen (vor allem wenn nur auf die Oberfläche geglotzt wird), was jedoch für mich nicht weiter relevant ist, da ich zuerst einmal für die Menschen meiner persönlichen Umgebung arbeite. Und dann für meinen persönlichen Anspruch an meine Arbeit, der jedoch noch immer nicht mit zeitläufig abstrakten Ansichten konvenieren muß. Das zeitweilig recht kräftezehrende Spannungsfeld, in dem damit meine Arbeit entsteht, auszuhalten, ist für mich ein wichtiger Bestandteil dessen, was ich in meiner Arbeit grundlegend als ,,Kunst" empfinde: Wirklich anwesend und zugewandt sein, ohne die eigenen Ansprüche zu vernachlässigen. Im übrigen pflege ich die humanistische Tugend, in aller Bescheidenheit vor mir und meinen Ansichten zu warnen. Ich bin mir meiner Subjektivität nicht nur bewusst, sondern pflege diese Eigenständigkeit meiner persönlichen Ansichten. Damit haben diese Ansichten naturgemäss ,,nur" noch den Charakter einer bedingten ,,Gültigkeit". Aber ich mache ja auch keine Waschmittelwerbung. |