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Lefkas, 15. August 2004

 

Zum Bild rechts: Woran erkennt man auf den ersten Blick, dass diese Yacht eine Fehlkonstruktion ist? Auflösung: Die Winsch ist zu weit Richtung Cockpit gesetzt, bzw. die Travellerschiene zu nahe am Decksaufbau. Wenn man den Traveller nicht ganz hinten fährt, schmirgelt so die Schot zwangsläufig tiefe Riefen ins Gelcoat und sogar in die Hülle. Das Schiff ist eine "Dromor", Typ "Athena 44" aus griechischem Werftbau. Wenn bei der Konstruktion der Yacht noch weitere Schnitzer mit ähnlichem Schludrigkeitsgrad gemacht wurden, möchte ich mit dieser Schüssel nicht unterwegs sein. Der schlechte Ruf der Herstellerwerft ist bereits legendär und international und so ist es wohl auch rechtens, dass sie inzwischen nicht mehr existiert.

Inzwischen beherrscht (nicht nur) hier eine andere Marke das Bild der Marinas. Der Kenner ahnt es, es sind die uniformen Yoghurtbecher der Firma Bavaria. In Tausender-Stückzahlen hergestellt tief im fränkischen Binnenland hat die Marke mit kompromissloser Massenproduktion und guter Ausstattung bei durchschnittlicher Qualität aber unschlagbar günstigen Preisen die Meere der Welt erobert. Auch wenn ich kein Fan der Marke bin - nirgendwo bekommt man im Preis-/Leistungs-Verhältnis mehr Schiff für´s Geld.

Da kommen dann doch ein paar Fragen zum Produktionsstandort auf. Wie kommt es, dass eine Werft mitten in einem der besten Segelreviere der Welt mit genügend relativ günstigen Arbeitskräften dichtmacht und ein paar tapfere Franken mitten im Hochlohnland Deutschland nicht nur konkurrenzfähig, sondern unschlagbar billig produzieren, obwohl sie jede einzelne Yacht (und so ein Ding ist ja immerhin etwas voluminöser als ein Puderdöschen und mit mehreren Tonnen auch kein Leichtgewicht) viele (tausend) Kilometer über Land an irgendeinen kleineren oder größeren Teich transportieren muss? Es gäbe einige wirklich transparente Gründe, warum die Produktion nicht da stattfinden sollte, wo sie nun mal sehr erfolgreich werkelt.

Seit Jahren wird postuliert, dass man in Deutschland nicht mehr produzieren könne, wegen der zu hohen Nebenkosten und was da an Gründen noch angeführt wird. Anhand des beschriebenen Beispiels kommt jedoch der Verdacht auf, dass ein Heer von Politikern, Managern und "Medienleuten" seit geraumer Zeit saftige Lügen verbreitet (ob eine dieser Gruppierungen der anderen den Blödsinn nur nachplappert, sei dahingestellt). Entweder betreibt die Firma Bavaria bei Würzburg aus irgendwelchen Gründen ein Potemkinsches Dorf und lässt ihre Yachten heimlich in Bulgarien fertigen oder ein paar Manager mit Spitzensalär haben über lange Zeit ihre Hausaufgaben nicht gemacht und schieben die resultierenden Fehlschläge nun auf alle möglichen Faktoren - nur nicht auf ihre eigene Unfähigkeit. Da die Franken ganz augenscheinlich in Würzburg erfolgreich arbeiten, drängt sich die zweite Variante auf.

Warum habe ich nur seit Jahren das Gefühl, dass uns in Deutschland nicht nur auf diesem Gebiet Lügen von einer Dreistigkeit aufgetischt werden, die nachgerade atemberaubend ist .....? ..... ? .....?

 

 

Wie aus der Standortmeldung hervorgeht, sind wir noch immer in Lefkas. Im Hafen herrscht buntes Treiben, es wird uns also nicht langweilig. Täglich defilieren "zig" Yachten entlang des Kanals an uns vorbei, manche biegen ab und machen am Kai fest und ab und zu ergibt sich eine interessante neue Bekanntschaft oder man trifft "alte Bekannte" wieder, was oft sofort zu eifrigem Erfahrungsaustausch genutzt wird. Vorgestern saßen wir mit Einheimischen vor dem Schaufenster des Elektrogeschäfts in der Altstadt und schauten uns die Eröffnungsveranstaltung der Olympischen Spiele auf einem ausgestellten Flachbildschirm an. Am interessantesten waren die Reaktionen beim Einmarsch der verschiedenen Länderdelegationen. Als Tony Blair ins Bild kam, ertönte ein vielstimmiges "Mallakka" (Arschloch) - nein, mit seiner Irak-Politik hat sich der Knabe hier weiß Gott keine Freunde geschaffen. Ansonsten fanden wir noch eine Sportlerin beeindruckend, die ohne jegliche Begleitung ganz alleine als Vertreterin ihres Landes einmarschierte, während bei anderen Ländern die halbe Bevölkerung das Stadion zu entern schien. Mit feierlichem Gesicht trug sie die Fahne ihres Landes vor sich her, einsam zwischen all den ausgelassenen Gruppen. Wie viel Disziplin und Durchsetzungsvermögen muss es wohl gekostet haben, aus einem kleinen nicht vermögenden Land hier her zu kommen und mit wie viel Stolz diese Sportlerin nun hier ihr Land vertrat? Egal, wie erfolgreich ihr sportlicher Einsatz bei den Spielen wird: Diese Sportlerin symbolisierte den schönsten Grundsatz der Spiele: "Dabei sein ist alles!". Leider wurde der Name des Landes zu kurz eingeblendet - ich habe ihn nicht mitbekommen. Dass Japan seine Sportler nicht wie andere Länder mit Nationalfähnchen ausstattete, die zu schwenken waren, sondern mit bei der Hitze sehr praktischen Fächel-Fächern, spricht sowohl für asiatische Zurückhaltung, wie für sympathischen Pragmatismus. Dafür trug dann die griechische Abordnung ein Tuch in Festzeltgröße herein, und die Kameras hielten auf die heimische Gruppe ungefähr die fünfzigfache Zeit, wie auf alle anderen. Nein - mit Understatement haben´s die Griechen nicht so sehr ... - aber rührend ist es dann doch, zu beobachten, wie sehr die Bevölkerung ständig schwankt zwischen überschwänglichem Nationalstolz und dem Bemühen, trotzdem würdig und "cool" zu erscheinen.

 

Was noch? Ein Text über Seemannschaft wurde verfasst und den "Stichworten" angefügt.