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Donnerstag, 24. Juli 2003 - Nydrion / Vlycho Bay, Insel Lefkas * Als wir am 15. Juli Preveza verließen, verhieß der Wetterdienst mäßige Winde von 2-3 Bf. - Was uns "draußen" erwartete: Sturm mit 6-7 Bf., der unser Schiff auch ohne Segel in bedenkliche Schlagseite brachte und meterhohe Wellen, die das Schiff wie ein Spielzeug hin und her warfen. Trotzdem setzten wir eine gereffte Genua zur Stabilisierung und meisterten so die kurze Strecke bis zur Einfahrt in den LefkasKanal in ca. 2 Stunden. Leider ist die genannte Einfahrt wenn man von See kommt durch nichts zu erkennen: gleichförmige Sandbänke, auf die man aufzulaufen droht, aber kein Seezeichen - nichts. Ich fluchte mal wieder über die griechische Gelassenheit (in D würde man das "saumäßige Schlamperei" nennen), während wir uns durch Wellen und Starkwind vorsichtig der Küste näherten. Erst als der Tiefenmesser bereits das baldige Auflaufen auf eine der Sandbänke anzeigte, erschloss sich eine von Untiefen gesäumte Rinne. Nun galt es, das Boot bei Starkwind in einem winzigen Wartebecken vor einer Drehbrücke eine halbe Stunde lang vor dem Stranden zu bewahren, um dann in den eigentlichen Kanal einzufahren, der so schmal war, dass wir Sorge hatten, dass unser vom Seitenwind schräg gedrücktes Schiff mit den Masten ein entgegenkommendes Schiff touchieren könnte. Danach noch ein Starkwind - Anlegemanöver (da sind wir zum Glück inzwischen ganz fit, trotz schwer zu manövrierendem Langkieler) und wir lagen in Lefkas - Stadt. Nach diesem Abenteuer beschlossen wir, wieder ein paar Tage zu bleiben, da auch einige Reparaturen anstanden: Der leckende Wassertank nervte (nach jedem Tanken war nach kurzer Zeit die Hälfte des wertvollen Frischwassers in die Bilge entfleucht und dass Schiff soff fast "von innen" ab), wurde zersägt, stückweise entfernt und durch 2 neue 150 Liter - Tanks ersetzt. Da wir schon dabei waren, gab es auch noch eine neue Wasserpumpe. Außerdem haben wir mal eben den Regler der Lichtmaschine, den Keilriemen und ein Rohr der Motorkühlung ausgetauscht - inzwischen gehört die ständige Bastelei zum Alltag und wird möglichst schnell und mit immer größerer Routine erledigt.

Lefkas selbst hat eine sehenswerte und weitläufige Altstadt, die einen ganz eigenen durchgehenden Baustil aufweist, den wir so noch nie gesehen haben. Mich erinnerte er etwas an die Architektur französischer Strandbäder in der Bretagne aus dem 19. Jahrhundert - sogar ein wenig an die Altstadt von New Orleans, die ja auch französisch beeinflusst ist. Wenn es abends kühler wurde, bummelten wir durch die teilweise sehr belebten, teilweise still - heimeligen Gassen und fanden immer wieder neue interessante Winkel. Tagsüber zwischen 12 und 17 Uhr ist es am sinnvollsten, im Schatten zu bleiben - also ist Lesen, Schreiben (mein Notitzbuch für die "Geschichten vom Meer" wächst täglich um etliche Seiten) und ein MittagsSchläfchen angesagt. Dafür dehnt sich der Abend etwas länger - zumindest was mich betrifft - Elisabeth steht dafür gerne etwas früher auf und genießt die Morgenfrische. So haben wir beide unsere "eigene" Zeit am Tag.

In Lefkas war unser Stegnachbar der 76 (!!) - jährige Jack aus England. Einhandsegler seit 9 Jahren und seit seinem 13. Lebensjahr beruflich auf See in jeder Ecke der Welt unterwegs. Ein drahtiger, origineller und freundlicher "Knabe", mit dem wir uns gleich angefreundet haben. Eigentlich wollte er am nächsten Tag auslaufen, aber nachdem wir abends bis spät bei einigen Bieren eine angeregte Konversation hatten, beschloss er am Morgen, obwohl wir extra früh aufgestanden waren, um ihn zu verabschieden, dass es doch eigentlich sehr nett sei in Lefkas und so blieben wir für 5 Tage Nachbarn, plauderten viel miteinander, halfen uns gegenseitig, als ein weiterer Sturm drohte, die Anker unserer Schiffe auszureißen und erst am Dienstag, den 22. Juli legten wir gemeinsam ab - Jack nach Norden Richtung Preveza, wir nach Süden weiter den Kanal abwärts Richtung Süden. Nachdem wir den (idyllischen) Kanal verlassen hatten und wieder in offenem (und damit glasklarem) Wasser waren, ließen wir uns erst mal treiben, badeten und putzten unser Schiff, das im dreckigen Hafenwasser von Preveza einige "Verzierungen" an der Wasserlinie eingefangen hatte.

Seit 3 Tagen belegen wir nun einen der begehrten Plätze an der Hafenpromenade von Nydrion, machen mit unserem Beiboot "Trinity" Ausflüge zu den vorgelagerten Inseln und morgen früh werden wir wohl etwas weiter nach Süden ziehen, um ohne Hast unser Fahrtenziel für diesen Sommer, Kalamata an der Südküste des Pelepones, zu erreichen, wo wir Ende September/ Anfang Oktober eintreffen und über den Winter in der Marina bleiben wollen - auch um einen festen Stromanschluss zu haben, der uns erlaubt, am Computer die Ideen dieses Sommers zu etwas "Vorzeigbarem" zu verarbeiten. Aber bis dahin wird es sicher noch viel zu erleben geben - wir werden unser Logbuch entsprechend damit füttern.