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05. Mai 2004 * Monemvasia (südöstl. Pelepones) * Wir sind definitiv wieder unterwegs! Am 1. Mai starteten wir um 06:15 Uhr Ortszeit in Kalamata, nachdem wir um 4:30 Uhr aufgestanden waren, um alles in Ruhe vorzubereiten. Eine Seemeile vom Hafen holte uns die Port Authority mit dem Schnellboot ein. Ob wir ausklariert hätten? Aber ja doch, Herr Oberförster! Na dann - wish you a good trip! Danke! (Hier in Monemvasia wird nun erst mal gar nichts klariert - siehe unten). Über die ersten drei Tage auf See zitiere ich einfach aus einem Mail an unsere Freundin Steffi:

Der erste Tag hatte alles - von Starkwind bis Flaute und in den ersten Stunden eine teilweise über 2 Meter hohe Dünung, sodass manchmal für Augenblicke der Horizont hinter den Wellenbergen verschwand. War aber relaxed, da alles schön langgezogen war. Außerdem kennen wir die Möglichkeiten unseres "Schwerwetter-Kutters" inzwischen so gut, dass uns nicht mehr viel aus der Fassung bringt. Sogar Pia darf frei an Deck herumwuseln mit einem eigenen "Lifebelt". Sieht lustig aus, wenn sie wie ein Gürteltier breitbeinig im "Seemannsschritt" ihre Runden dreht, aber die Seefahrt macht ihr offensichtlich Spaß. Oft steht sie wie eine Gallionsfigur vorn im Bugkorb und hält Ausschau. Wenn die "Cats" (s.u.) in unsere Nähe kommt, ist sie ganz aufgeregt. Interessant, dass ein Hund moderne Schiffstypen, die sich oft bis auf winzige Details ähneln, unterscheiden kann (wahrscheinlich weniger von der Form her als vom Geruch - wenn Peter und seine "Leckerlis" vorbeisegeln).

So haben wir am ersten Abend eine lauschige Ankerbucht (Porto Kayo) in der landschaftlich reizvollen "Mani" (Pelepones-"Mittelfinger") und am nächsten Tag das hübsche Insel- Hafenstädchen Elefanisos an der Spitze des Pelep.-Ostfingers besucht. Am ersten Tag liefen mit uns zwei englische Boote aus, mit denen wir in Sichtweite den Messinischen Golf durchpflügten und das mittlere Kap mit 1,50m Welle gegenan umrundeten. Als die Engländer bemerkten, dass wir nach Porto Kayo abbogen, knackte es mitten im Auf-und-Ab der heranrollenden Wellen im UKW-Funk: "Hallo Thomas! Wish you a good journey - have a nice trip and see you in Athens!". Wieder mal ein Beweis dafür, dass die Jungs einfach Stil haben. Die Umrundung des zweiten Kaps zwei Tage später verlief harmlos unter strahlend blauem Himmel. Dann hatten wir die etwas "haarigen" Südkaps des Pelepones umrundet. Jetzt liegen wir an der Südwestküste in Monemvasia, dem Hafen einer beeindruckend riesigen historischen Stadt aus byzantinischer Zeit. Seeeeehr schön! Im Hafenstädtchen alles sauber, hübsch hergerichtet und freundlich, ein gutes Angebot in den Läden (knuspriges Vollkornbrot, frisches Gemüse, dt. Zeitungen etc. und alles zu korrekten Preisen), Quellwasser am Steg mit reizender Aussicht auf das Hafenpanorama. Bilderbuch-Griechenland. Als wir ganz korrekt Hafengebühr bei der "Port-Authority", die direkt Bug zu Bug mit dem "SAR"-Seenotrettungskreuzer vor uns am Steg liegt, bezahlen und uns den Einklarierungsstempel ins Logbuch abholen wollten, wurde das (wie schon so oft) abgelehnt - der Bürokram ist ihnen zu lästig. So sind´s nun mal, die Griechen. Hier gefällt´s uns, hier bleiben wir erst mal.

Ein Geburtstagsessen bekam ich auch: wir fahren zur Zeit zusammen mit einer anderen deutschen Yacht, neben der wir den Winter in Kalamata verbracht haben. Inzwischen verbindet uns mit Peter und Heide von der "Cats" eine herzliche Segler-Freundschaft. Auf dem Weg nach Elefanisos fing Peter mit der Schleppangel einen riesigen "Bonito". Kennst Du die Viecher? Das Fleisch schmeckt nicht nach Fisch und hat die Konsistenz von zartem Kalbfleisch. KÖSTLICH! (und im Laden - so man überhaupt einen bekommt - "unbezahlbar"). Der Brummer (7 Kilo) hatte so viel davon, dass beide Crews vier Tage lang ein Festessen haben und Peter verschenkte noch einiges an Bootsnachbarn. Die erste Portion gab´s gegrillt am Steg von Elefanisos bei einem herrlichen Sonnenuntergang. Schöner Geburtstag.

Nachtrag: Heute (05. Mai) gab´s heftigen Sturm mit Spitzen bis 10 Beaufort. Hat uns aber wenig berührt: Weil wir vom Heranziehen des dazugehörigen Tiefs wussten, legten wir bei der Umrundung der Kaps "ein paar Briketts drauf", der Aufenthalt in Monemvasia als rundum sicherem Hafen war eingeplant. Wir liegen optimal längsseits: der Wind hält uns von der Pier fern. Bis Samstag soll der Spuk vorbei sein. Einstweilen genießen wir unseren Aufenthalt.

Nachtrag zum Nachtrag: Eben dieser Sturm hat nach Telefon-Berichten der noch in Kalamata liegenden Seglerfreunde dort verheerende Schäden angerichtet. Wir hatten also wirklich Glück, als Erste auszulaufen. Wären wir noch geblieben, hätten wir ungemütliche Zeiten erlebt. Wir haben beschlossen, im nächsten Jahr wirklich schon Ende März auszulaufen, wie wir das ja auch in diesem Jahr ursprünglich vor hatten. Das allgemeine, ängstliche Zögern vor dem Auslaufen im Frühjahr, von dem wir angesteckt wurden, demoralisiert tödlich ... Es gibt im Sommer eine Sturmhäufigkeit von ca. 5%, im Winter ca. 17%. Das ist das Dreifache - bleiben aber immer noch gute 80% sturmfreier Tage (!) - selbst wenn man davon noch die Tage mit Restdünung von den Stürmen abzieht, bleiben genügend Wetterfenster zur "Flucht" aus Kalamata nach dem langen Winter. Wenn man da zu ängstlich ist wegen der Umrundung der Kaps kommt man nie raus....