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Die gemietete Freiheit

Demokratisierung des Lebens heißt unter anderem auch: "Wer will, der darf (es versuchen)". Ob er´s dann auch kann, ist eine andere Frage. Das fängt bei Hobbykünstlern an und hört in der Politik nicht auf. Etwas mehr in der Ecke der Freizeitmaler ist die Möglichkeit angesiedelt, dass jedermann und jedefrau sich jederzeit eine Yacht mieten und mit dieser für eine gewisse Zeitspanne sich und andere in Lebensgefahr bringen darf. Wo bei den Hobbymalern höchstens die Gefahr besteht, sich im Streit über das richtige Blau mit dem fuchtelnden Pinselstiel ein Auge auszustechen, sind die Möglichkeiten aktiver Körperverletzung bei den Hobbyseglern ungleich vielfältiger.

Aber wie der Freizeitmaler sein Tun in der optimistischen Intension betreibt, dereinst ein größerer oder kleinerer Leonardo zu sein, sticht auch sein segelndes Pendant als Marco Polo in See - um sehr oft im ersten Hafen mit einem Manöver à la "Badewannen-Kapitän" anzulegen. Was unterwegs passiert, bekommt die Welt jenseits der Bordkante zumeist nur am Rande mit. Zum Beispiel wenn Teile der Crew kurz nach dem Anlegen fluchtartig das Boot verlassen - teilweise gleich in Begleitung ihres Gepäcks. Und trotzdem: Eigentlich kein Grund zur Häme. Woher soll sie denn auch kommen, die Souveränität? 51 Wochen davon geträumt, Wind und Wellen die Stirn zu bieten und in der 52. Woche auf einem oft schlecht gewarteten Mietboot unterwegs, dessen Eigenschaften man nicht kennt. Außerdem sollte noch möglichst schnell aus der Landratte, die man das ganze Jahr über war, der Seebär werden, in dessen Rolle man sich den Urlaub vorgestellt hat.

Der komplette Text erscheint demnächst in der Sammlung "Blaue Lust" als e-book