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Grundgedanken       Die Bilder        Die Wurzeln

Der Text zu meiner Serie "Wir Engel - Bilder über unsere besten Möglichkeiten" von 1996 beginnt mit dem Satz: "Meine Engel sind, wo ich still bin ...". Mit meiner Serie "The Lord of Silence" knüpfe ich an diesem Punkt an. In einer anderen gestalterischen Form, in der ich denke, dem Thema formal besser entsprechen zu können: Sammlungen stiller MomentAufnahmen, arrangiert zu klar gestalteten Kompositionen.

GrundGedanken

Stille ist ein rarer Luxus geworden. Wie Gesundheit, soziale Sicherheit, genügend Raum, gute Luft, reines Wasser. Stille wird von vielen Menschen nur als die Abwesenheit von Lauten, als "Nichts" empfunden. In Wahrheit verhält es sich jedoch mit der Stille, wie mit der Farbe Weiß: In ihr sind alle Farben des Spektrums gebündelt. Und in der Stille verbirgt sich die größte Fülle an Idee, Konzentration und AufnahmeFähigkeit, die wir aufzubringen vermögen. Und doch meiden viele Menschen die Stille, weil sie in ihr ihrem größten Feind begegnen: sich selbst.

Wenn wir in die Stille gehen, begegnen wir zuerst uns selbst und dann Gott - wie immer wir ihn uns vorstellen. Ob es gute Begegnungen sind, hängt von einem immerwährenden Training ab, das wir "Leben" nennen. In der Stille fokussiert sich unser Denken und Fühlen zu einer unbedingten Begegnung mit unserer Existenz, unseren Gefühlen und Gedanken - unserem SEIN. Und dieses Sein ist untrennbar verbunden mit Gott. Und so kann Stille Himmel und Hölle sein - weil sie stets eine Begegnung mit den "letzten Dingen" unserer persönlichen Außen- und InnenWelt bedeutet.

Sich einzulassen auf die Stille kann das größte Abenteuer und die heilsamste Erfahrung sein, die ein Mensch im Stande ist, zu erleben. Stille kann Balsam für unsere beanspruchte Seele sein, sie kann jedoch auch eine Katharsis bewirken, bei der unser Ich durch ein Fegefeuer geht, um darin zu verbrennen oder ihm gereinigt und geläutert  zu entsteigen.

Wer in seinem Leben die Stille meidet, verschenkt die Chance auf seine besten Möglichkeiten.

Die Bilder

Mit der Serie "The Lord of Silence" habe ich begonnen, visuelle Metaphern für "Stille" zu sammeln und daraus BildArrangements zu komponieren. Bereits bei der Sammlung der Motive ist eine stille und konzentrierte Grundhaltung unabdingbar, da das Wahrnehmen der Details grosse Aufmerksamkeit erfordert und die Komposition der kleinen VordergrundMotive direkt vor Ort durch die Wahl des BildAusschnitts erfolgt. Grundlage für die GesamtKompositionen ist ein permanent weiter anwachsendes Archiv von vielen Tausend solcher Aufnahmen, die mit der elektronischen Kamera gesammelt und auf DatenSpeicher archiviert werden. Im Grunde geht es bei der Zusammenstellung der Bilder weniger oder gar nicht um die eigentliche Funktion der dargestellten Dinge, sondern im abstrakten Sinn um das ZusammenWirken von Formen und Farben zu einer stimmigen Komposition, welche das HauptThema "Stille" zu transportieren im Stande ist. Die Motive werden digital zusammengestellt und als OriginalGrafik - EinzelStücke von mir im Atelier gedruckt. Einzelne Motive erscheinen in Zukunft eventuell auch in der Edition eines internationalen Verlags.

Die Wurzeln

Während meiner Ausbildung wurde ich auch von einem japanischen Freund in den GrundLagen von ZEN-Philosophie und -Kunst unterrichtet. Zu Beginn der Ausbildung saßen wir viele Stunden am Strand des Mittelmeers und ich bekam eine Hand voller KieselSteine in unterschiedlicher Größe und Farbe mit der Aufgabe, sie zu einem "stimmigen" Arrangement zusammen zu fügen. Tagelang machte ich meine ersten Versuche, in die GrundLagen von klarer Gestaltung und Gewichtung der Form einzudringen und machte bereits damals die Erfahrung, dass jede meiner "Äußerungen" stark von meinem mentalen Zustand bestimmt war. Vielleicht beginne ich deshalb erst heute damit, das Gelernte stringenter in meiner Arbeit auszudrücken. Es ist ein wenig wie in "Dr. Murkes gesammeltes Schweigen": Aus den "Schnipseln" bewusst erlebter Stille in meinem bisherigen Leben entsteht ein Ganzes. Und aus dem erwächst die Möglichkeit, Stille nicht nur zu erleben, sondern ihr eine allgemeinverständliche AusdrucksForm zu geben.

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