home

news

evangelien

".... keine Kunst...."

ein paar Bemerkungen zum Stil meiner Bilder

 

 

Das Motiv für den 14. Sonntag nach Trinitatis in der Serie "Gardinger Evangelien" ist fertiggestellt und das Bild erinnert bei aller Ernsthaftigkeit der Intensionen im Stil fast ein wenig an die Illustration für ein Kinderbuch oder ein sorgfältig gestalteter Cartoon. So soll es durchaus sein und so habe ich es konzipiert: die ganze Serie der "Evangelien" soll auch einem Kind etwas zu schauen geben - und einem Erwachsenen etwas zu denken. Wie ein Gleichnis im Neuen Testament oder eine Tierfabel. Damit stehen die "Evangelien" nach meinem Dafürhalten in einer guten Tradition.

Wer die Serien "Engel" oder "24 Lilien" betrachtet, bekommt ganz anschaulich eine Vorstellung davon, dass ich mich in meiner Arbeit auf keinen "eindimensionalen" gestalterischen Stil festlegen will. Es sei denn, ich möchte eine Serie explizit und aus einem durchdachten Konzept heraus in einer bestimmten Weise gestalten, wie das zum Beispiel bei den "Gardinger Evangelien" der Fall ist: passend für das Vorhaben, zu Gedanken über die Themen der Evangelien anzuregen. Ebenso passend zur Umgebung der Präsentation, also der Orgelempore in der St. Christiankirche in Garding. Wobei hier "passend" nicht unbedingt "angepasst" bedeuten muss: die Darstellungen sollen durchaus "neu" wirken, allerdings ohne in allzu scharfem, unharmonischem Kontrast zur Umgebung zu stehen. 

Neben viel Zustimmung gab es mittlerweile auch etwas Kritik (hauptsächlich von auswärtigen Besuchern), allerdings weder an der Art der Darstellungen noch an ihrem Inhalt oder dessen Umsetzung, sondern ganz einfach daran, dass überhaupt wieder (jederzeit abnehmbare) Bilder in die Kassetten der Empore eingefügt sind anstatt der grau übermalten Flächen. Zu dieser Art konservierenden Bildersturms muss nicht viel gesagt werden. Menschen, die grundsätzlich dafür plädieren, dass alles so bleiben möge wie es gerade ist, ignorieren (nicht nur) in diesem Fall, dass in der Geschichte St. Christians noch nie etwas so geblieben ist, wie es war  - sonst wäre weder die Kirche je gebaut worden, noch Fresken und andere Darstellungen in verschiedensten Epochen entstanden. Ob es zu jenen Zeiten auch Menschen gab, denen diese oder jene Darstellung schon aus Prinzip gegen den Strich ging? Es darf als wahrscheinlich angenommen werden. Und auch bei den Inhalten (um die es ja ganz sicher "nicht zuletzt" geht) gab es ja stets verschiedene Meinungen - von den frühchristlichen Disputen eines Paulus bis zu Diskussionen in jüngster Zeit. Vor diesem Hintergrund schätze ich mich immerhin glücklich, es "nur" mit ein paar kritischen Bemerkungen kämpferischer Traditionalisten zu tun zu haben.

Zudem sollte ganz klar festgestellt werden, dass es sich in meiner Sichtweise bei der St. Christian-Kirche in erster Linie nicht um ein museales Relikt handelt, sondern um einen Ort, an dem wie seit vielen hundert Jahren so auch aktuell Überzeugungen gelebt und gepflegt werden. Wer dies missversteht oder gar kritisiert, unterliegt einem in meinen Augen einem schwerwiegenden Irrtum.

Weshalb ich es auch als irrelevant empfinde, ob die "Gardinger Evangelien" allen Menschen als "Kunst" oder gar "gute Kunst" gelten (oder gar ich als guter Künstler... Wenn dem doch so wäre, würde für mein Dafürhalten etwas "entschieden falsch laufen"). Zum Einen ist "Kunst" mittlerweile zu einem äußerst beliebigen Begriff verkommen. Außerdem (oder vielleicht gerade in Folge dessen) gilt inzwischen so vieles als "Kunst", dass ich seit vielen Jahren dieses "Label" für meine Arbeit nur noch sehr bedingt in Anspruch nehmen mag (ein paar "Bemerkungen zur Kunst" habe ich u.a. vor einigen Jahren anlässlich meines Besuchs der "Documenta X" notiert). Nebenbei sei noch angemerkt, dass es vielleicht viel eher einer eigenständigen Kreativität entspricht, nicht unbedingt die aktuell angesagten "Kunst"-Trends zu bedienen...

Was also mache ich hier? Nachdenken und eine Ausdrucksform für die Resultate meiner Gedanken entwickeln. Nach meinem Dafürhalten reicht das als Beschreibung völlig aus. Als "Kunst"-Maler bezeichne ich mich daher nur, damit nicht allzu viele Menschen irrtümlich die Renovierung ihres Wohnzimmers bei mir bestellen wollen.....