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Insel Sifnos - Morgenstimmung in der idyllischen Bucht von Vathi - Anlegen direkt vor dem (Nonnen-) Kloster... |
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Insel Milos, 10. Oktober 2004
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Die letzten, ca. 30 Meter hohen, Riffe einer teils unsichtbar unter Wasser liegenden Kette von Riffen und Untiefen vor dem Hafen von Paros. Es ist recht gefährlich, die Kette irgendwo in der Mitte zu queren. Alle Eignerboote und Berufsschiffe nehmen daher den Umweg rund um die Nordspitze der Kette in Kauf. Wer fröhlich mittendurch fährt, sind - Charterskipper ....
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Mit einer Kombination von Segeln und gemächlichem Motoren kamen wir am Nachmittag in der idyllischen Bucht "Vathi" auf der Insel Sifnos (s. Bild oben) an. "Vathi"s gibt´s in Griechenland übrigens wie "Sand am Meer": der Ausdruck bedeutet nichts anderes als "tiefere Bucht". Etwas einfallslos und irreführend, da man stets vermerken muss, um welches Vathi es sich nun handelt. Am nächsten Morgen ging´s beizeiten weiter: Wir planten, bereits am Sonntag Abend zu unserem Nachttörn an den Pelepones aufzubrechen und wollten trotzdem noch etwas von der Insel Milos sehen. Während der Überfahrt erklang an Bord das "Ave verum", die "Air" von Bach und andere klassische Musikstücke, die so recht zu einer ruhigen Seereise durch die erhaben-archaische Inselwelt der Kykladen passten. Eine wunderbare Stimmung machte sich breit und wir genossen die Reise sehr. Am frühen Nachmittag liefen wir dann nach einer ruhigen Fahrt in Adamas, dem Haupthafen von Milos ein. | |||
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Oben: Fiese Riffe auch an der Einfahrt zur Hafenbucht von Milos |
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Oben: Der kleine Fischerhafen Klima an der Einfahrt zur Hafenbucht von Milos. Hoch darüber in den Bergen grüßte schon von weitem der Hauptort der Insel (Bild unten). |
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Im Reiseführer "777 Griechische Inseln" rühmte der (griechische) Autor den Hauptort der Insel als "den schönsten Ort der Kykladen". Das wollten wir uns dann doch nicht entgehen lassen und so starteten wir, nachdem das Boot sicher am Pier lag, eine Bergwanderung. Wir schlugen einen unbefestigten Weg im Hinterland ein, der parallel zur Küste mehrere hundert Höhenmeter überwindet. Trotzdem es schon auf Mitte Oktober zugeht, glichen die Temperaturen denen eines heißen Augusttages in Deutschland, aber zum Glück fächelte uns immer wieder ein leichter Wind Kühlung zu. Unter unseren Sandalen knirschte es, als ob wir über gemahlenes Glas laufen würden: Milos ist vulkanischen Ursprungs, der Sand, mit dem der Weg bedeckt war, hatte die Konsistenz staubfein geriebener Schlacke und der Boden ist bedeckt mit schwarz glänzenden harten Steinen, die es so nur hier auf der Insel geben soll. Trotz der Beschwerlichkeit der Wanderung konnten wir uns dem Reiz der Landschaft und den schönen Ausblicken auf die Bucht und die umliegenden Inseln nicht entziehen. |
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Der Weg, den wir gewählt hatten, war wohl offensichtlich nicht mehr offiziell in Benutzung, auch wenn stellenweise noch Reste einer sehr alten Pflasterung mit runden Kieseln erhalten war: nach 7 Kilometern steil bergauf landeten wir plötzlich auf einem Privatgrundstück und mussten uns den Anschluss unseres Weges über einen Kieshaufen und unter einer Leine frisch gewaschener Bettwäsche hindurch erkämpfen. Dann irrten wir über enge Staffeln zwischen den Häusern steil bergan, bis uns ein Schild darauf hinwies, in welcher Richtung wir zum "Castro" gelangen könnten. Die Stadt war wie ausgestorben. Kein Laut, außer ein paar winzigen Kötern in Meerschweinchenformat, die uns giftig ankreischten. Der Ort selbst enttäuschte uns. Paros war nach unserer Meinung bedeutend schöner. Auch das viel besprochene "Castro" war eine unbedeutende Ruine, die zwischen anderen Steinhaufen kaum auszumachen war, was uns nach der beschwerlichen Wanderung ein paar bissige Bemerkungen über die blumigen Übertreibungen griechischer Reiseführer entlockte. Man kann ja stolz sein auf sein Land, aber arglose Touristen über mehrere hundert Höhenmeter durch die nachmittägliche Hitze zu locken - dafür schien uns das Gebotene dann doch entschieden zu unattraktiv. Neben den Ruinen des Castro entdeckten wir eine winzige Treppe, die noch einmal ein gutes Stück steil in die Höhe zu einer kleinen Kapelle führte. Nun interessieren uns Kapellen in Griechenland mittlerweile nicht mehr so dringend, da sie hierzulande einen "Seltenheitswert" haben der dem von ausgespuckten Kaugummis auf den Straßen New Yorks vergleichbar ist. Aber bitteschön - wenn wir jetzt schon da sind... Einige Minuten später standen wir bezaubert auf der Plattform, von der die Kapelle umgeben ist und genossen einen atemberaubenden Blick ringsum auf die Insel, die Bucht, das Meer, die Riffe und Nachbarinseln: |
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Dafür hatte sich unsere Wanderung nun doch noch gelohnt. |
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Da wir damit gerechnet hatten, im Ort ein Getränk kaufen
zu können, hatten wir uns nicht damit beschwert, eine Flasche Wasser
mitzunehmen. Das erwies sich nun als schwerer Fehler, da in der
ausgestorbenen Stadt kein noch so kleiner Laden oder ein Kiosk zu finden
war. Hier ist nicht nur der sprichwörtliche Hund begraben (außer den kleinen
sehr realen Giftkötern), der griechischen Form der Siesta wird hier offensichtlich
konsequent bis knapp an den Zustand der Leichenstarre gefrönt. Auch ein
Brünnlein mit Quellwasser, sonst fast in jedem Inselort zu finden, war
nirgends in Sicht, was uns die Lokalität auch nicht sympathischer machte.
Mit dem Fazit "Ort mittelprächtig, Aussicht traumhaft" auf
unseren ausgedörrten Zungen machten wir uns wieder auf den Rückmarsch
über 7 Kilometer staubige Lavapiste. An unserem Schiff angekommen, labten
wir uns an mehreren Litern kühlen Wassers und konnten danach bei einem
Blick auf die aktualisierten Wetterkarten im Internet feststellen, dass
wir unsere Wanderung ruhig auf den nächsten Tag hätten verschieben
können: "Poseidon" hat seine Vorhersage nach oben korrigiert,
die nächsten zwei Tage ist unsere Nachtfahrt zum Pelepones gestrichen. Da
an dem Platz, an dem wir zuerst angelegt hatten, inzwischen auch ein
unangenehmer Schwell anstand, ließen wir uns von einem zufällig anwesenden
Coast Guard einen Platz im geschützteren Teil des Hafens zuweisen.
Unfreundlich aber hilfsbereit wurde unserer Bitte entsprochen - die
Qualität in der Zusammensetzung menschlicher Verhaltensweisen macht uns
hier in Griechenland noch immer etwas ratlos. Wie auch beispielsweise, wenn wir mit wärmster
Herzlichkeit - gnadenlos abgezockt werden, oder wiederum mit Verachtung
bestraft werden,
wenn wir versuchen, besonders freundlich zu sein.... wobei Letzteres im
Zusammenhang mit dem Vorstehenden schon wieder Sinn macht: bei
für griechische Modalitäten allzu großer Freundlichkeit ist bei
Griechen anscheinend in ihren Augen berechtigter Argwohn angesagt. Der Gedanke, dass wir, sozusagen als vertrauensbildende
Maßname, diesem Umstand durch eine
Veränderung unseres Verhaltens hin zu landestypischer Ruppigkeit
Rechnung tragen müssen, erscheint uns allerdings nicht so recht sympathisch.
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In der Rubrik "Das Letzte" sei
heute nur mein gelindes Entsetzen über die aktuellen Nachrichten
geäußert: 1. Die Neuverschuldung des Bundes beträgt fast das Doppelte
der ohnehin "zig" Milliarden, die ursprünglich geplant waren -
und Schulden hat Deutschland nun mal, gerechnet in "zig"
Milliarden, ohnehin bereits mehr wie ein Straßenköter Flöhe. 2.
Weltweit steigen die Gewinne der Unternehmen, die jedoch nicht mehr
investieren, sondern eigene Aktien zurückkaufen, sprich: sich entschulden
und damit unangreifbar machen. 3. Die Globalisierung hebt mittel- und
langfristig nicht den Lebensstandart der sogenannten Drittweltländer auf
das Niveau der heutigen "ersten" Welt, sondern senkt deren
Lebensstandart in die Richtung der armen Länder. Zusammengenommen sagen
diese Nachrichten: Der Staat wird immer erpressbarer, während die
Konzerne immer stärker werden und beide Entwicklungen zusammen bewirken,
dass die überwiegende Mehrheit der Menschen, nicht nur in unserem Land,
einer immer stärkeren Willkür völlig amoralischer Marktwirtschaftler
ausgeliefert ist, ohne dass der Staat sie noch in irgendeiner Weise
schützen könnte. Und ich vermute, dass die Schilderung dieses
rabenschwarzen Szenarios in den Medien ungefähr so einzuschätzen ist,
wie die Windvorhersagen unserer Seewetterdienste: wenn Beaufort 4 angesagt
ist, rechnen wir stets damit, dass auch mal Beaufort 6 auftreten kann.
Hier werden soziale und wirtschaftliche 10 Beaufort angesagt. Nicht
mit dem Allerschlimmsten zu rechnen, wäre sträflich naiv. Seit einiger
Zeit stehe ich etwas ratlos vor solchen Nachrichten und frage mich, ob in
Deutschland die Mehrheit der Bevölkerung mit Blindheit und Taubheit
geschlagen, oder mit dem Fatalismus eines Seiltänzers auf einer
Paketschnur über dem Grand Canion gesegnet ist. Schon wenn man beobachtet, wie Deutschland an Europa zahlt und zahlt und zahlt - und immer neue Länder "zugekauft" werden, um der Marktwirtschaft neue Spielwiesen zu schaffen, kann einen dieser Umstand recht bedenklich stimmen. Geschichtsepochen, in denen Fürsten und Könige ihren Untergebenen die Finanzierung ihrer Kriege abpressten, mit denen sie ihre Macht und ihren Reichtum zu erweitern hofften, wird oft weit weg in der Historie geschildert, dabei hat sich außer in einigen optischen Formalien an diesem Vorgehen wenig geändert. Denn bezahlt werden diese politischen und wirtschaftlichen Landnahmen natürlich nicht von den Firmen, die später daran verdienen und nicht von den servilen Politikern, die den Weg dafür bereiten. Großunternehmen bezahlen in Deutschland kaum Steuern, vorher wandern sie aus. Bezahlt werden diese riesigen Kosten von denen, die nicht auswandern können und denen die Erweiterung letztlich herzlich wenig nützt - den Bürgern. Und wenn von denen nicht genug zu holen ist, werden eben Schulden gemacht. Diese Schulden lasten jedoch nicht auf den nutznießerischen Firmen, sondern wiederum auf der Bevölkerung des Landes. Ist ja auch ihr Land - die Unternehmen drohen offen damit, jederzeit abwandern zu können. Muss dieser Wahnsinn wirklich weitergehen, bis das Land vollends ausgeplündert ist? Und ist es ein Wunder, dass die Bürger ihrerseits tapfer versuchen, es im Rahmen ihrer bescheidenen Möglichkeiten den Konzernen nachzutun? Ein Gemeinwesen wird regelrecht abgeschlachtet - das Dumme ist nur, dass eine geschlachtete Kuh keine Milch mehr gibt. Diese simple Erkenntnis scheint jedoch zu hoch für das Fassungsvermögen aller Beteiligten. Oder zu unbequem für die Raffgier des Augenblicks. Führer der Bewegung sind Wirtschaftsrambos vom Schlage Esser und politische Falschspieler vom Schlage Lafontaine. Dass solche Menschen ihr Tun relativ unbehelligt planen und ausführen können und auch nach angerichteten Schäden kaum zur Verantwortung zu ziehen sind, spricht für eine peinliche Ohnmacht unseres Rechtssystems oder für ein stillschweigendes kumpelhaftes Einverständnis der Gesellschaft: "Wir täten´s ja genauso machen - wenn wir könnten.". Was bleibt? Über kurz oder lang ein desaströser Scherbenhaufen, für den kein Besen groß genug sein wird, um ihn aus unserer Welt zu kehren. Noch ein Wort zum Leitartikel der aktuellen "ZEIT" (Nr. 42 - "Feuer an der Tankstelle") von Michael Naumann: er spricht darin von "politischer Weisheit". Pardon, aber ich bin der Meinung, dass sich diese beiden Begriffe absolut ausschließen. Ein Weiser würde nie "in die Politik" gehen und wenn man wiederum heutzutage auch "nur" kluge Politiker wollte, müsste man Helmut Schmidt oder Richard von Weizsäcker klonen. (Nachtrag: Ich habe diesen Satz als Leserbrief an die ZEIT geschickt und freute mich, dass er abgedruckt wurde - es sind ja nicht die dümmsten Stellungnahmen, die an dieser Stelle erscheinen...)
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