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25. Mai 2006
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Man sieht auch an diesen Motiven recht deutlich, dass ich mich aus didaktischen Gründen um künstlerische "Selbstverleugnung" bemühte: Die Kursteilnehmer sollen ja nicht lernen, meinen Stil, sei er auch noch so beliebt und erfolgreich, nachzumalen. Gut nachvollziehbare Motive, die trotzdem attraktiv und spannend bei der Erarbeitung sind und die wichtigsten Techniken der Aquarellmalerei vermitteln - das war das Ziel bei Auswahl und Entwicklung der Motive. Blatt für Blatt wuchs ein Stapel von Aquarellen in meiner Mappe, das Volumen der eingescannten Bilder und Zwischenschritte sprengte fast die Festplatte des Computers. Eine externe Festplatte mit einem Volumen von 250 Gigabite löste das Speicherproblem im Computer, erweiterte aber keineswegs das projektierte Seitenvolumen des Buches: unter den vielen Motiven, die ich begeistert entwickelt hatte, musste eine strenge Auswahl getroffen werden. In ausführlicher Beratschlagung mit Redaktion und Verlag wuchs so im Laufe der Wochen das "Gesicht" des ersten Bandes. Als ich die Texte verfasste, entdeckte die Redakteurin in meiner Lust am Idiom die selbe Herausforderung wie beim Bildmaterial: "Viel zu viel!". In der Einsicht, dass nun mal kein bebildertes Romanwerk entstehen sollte, griff ich also beherzt zur Löschtaste....
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Zum Endspurt lasse ich Elisabeth und Pia noch einmal hin und wieder in der Obhut des "Nördlinger Ries" (habe ihr jedoch mittlerweile einen schicken "Audi80" als temporäres "Fluchtwerkzeug" beschafft). Da wir jedoch nie beabsichtigten, in diesem fruchtbaren Kometenkrater im Sinne eines neuen Lebensmittelpunktes "Wurzeln zu schlagen", metaphorische "Hütten" zu bauen oder uns anderweitig ansässig zu machen, ging es dann wieder auf die Reise: Die Fahrt hinter die hohen Berge war zwar recht schön (s. vorhergehendes Logbuch), aber nach 2 Monaten (!!) konnten sich die freundlichen Menschen dann doch zu der Entscheidung durchringen .... - .... dass Elisabeth unter 18 Kandidaten zwar die zweitliebste aber eben nicht ihre erstliebste Kandidatin war. Wir nahmen das mal so zur Kenntnis und konstatierten erleichtert, dass bei diesem Tempo eine Zusammenarbeit vielleicht doch etwas mühsam geworden wäre. Also zogen wir vor einigen Tagen wieder frohgemut los, und besuchen noch einige Städte, Kirchen, Orgeln und Chöre, um einen Ort zu finden, an dem Elisabeth ihre Fähigkeiten und Erfahrungen wieder mit Schwung und Begeisterung einbringen kann. Ich habe meine See-Zeit in diesem Jahr etwas zusammengestrichen (s.u.), um mich stärker der Erarbeitung meines zweiten Buchs widmen zu können und Elisabeth auch weiterhin auf ihrer immerhin recht spannenden "Bewerbungstournee" zu begleiten, hängt davon doch auch ab, wo ich selbst im Schlepptau Elisabeths landen werde. Als Beobachter im Hintergrund ist mir recht interessant, wie viele fachliche und persönliche Faktoren auf beiden Seiten bei der Entscheidungsfindung eine Rolle spielen. Aus einem protestantischen Elternhaus mit fast preußisch anmutendem Tugendkanon kommend, hielt auch in meiner eigenen Entwicklung das Leben die Lektion bereit, dass außer Fleiß und Leistung auch die "weichen" Faktoren nicht nur eine sondern mitunter eine ganz entscheidende Rolle spielen. Wie dem auch sei - Elisabeth wird "ihre" Gemeinde finden - wo auch immer, wir haben uns Neugierde und Flexibilität "verordnet". Und da ich wiederum fast überall, sei es zu Wasser oder zu Lande, meine Texte und Bilder entwickeln und realisieren kann und gute Ideen ohnehin "ortsungebunden" sprießen (wenn denn...), überlasse ich die Ortswahl ganz dem Walten von Elisabeths beruflichem Schicksal und erwarte einfach gespannt, in welchem Teil Deutschlands oder gar Europas wir letztendlich "zur Landung ansetzen" werden. |
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Und unsere Unity? Sobald als
möglich wollen wir noch einmal gemeinsam nach Korfu fahren, und das
Boot aus dem Winterschlaf holen. Dann trennen sich unsere Wege
vorübergehend:
Elisabeth und Pia fahren mit dem Wohnmobil zurück nach Deutschland, ich
steche mit der Unity gen Westen in See: die Route geht voraussichtlich rund um die Südspitze Italiens,
vorbei an Sizilien, dann zur Südspitze Sardiniens, nach Menorca, zum
spanischen Festland und über den "Golfe du Lyon" zur
Rhonemündung. Alternativ könnte es von Sizilien aus aber auch entlang
der Inseln Sardinien und Korsika nach Norden gehen, um dann von der
Südspitze Korsikas nach Westen zu segeln. Ab der Rhonemündung wird
dann der Bug nach Norden gerichtet (was jedoch erst für das kommende Jahr
geplant ist). Mit dabei wird wahrscheinlich Johannes, ein mit allen
Salzwassern gewaschener "Yachtie" sein, den ich zur Unterstützung auf
dieser anspruchsvollen Reise auf die "Unity" eingeladen habe: mehrere längere
Überfahrten mit jeweils ca. 50 Stunden auf offener See erfordern einen
zuverlässigen, belastungsfähigen "Co-Skipper". Nicht dass
Elisabeth diese Qualitäten nicht ebenfalls in den letzten Jahren unter
Beweis gestellt hätte, aber sie ist nun eben anderweitig beschäftigt -
und für unsere Pia wäre das Unternehmen ganz sicher kein Spaß. In dieser auch von Vernunftgründen bestimmten Form birgt der (Überführungs-)Törn
keine allzu schwer kalkulierbaren Risiken - ein Segel-Abenteuer, auf das ich
gespannt bin und auf das ich mich wirklich freue.
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Kaum winkt das Meer, erwacht auch wieder meine Lästerlust und so gibt es heute wieder einen Beitrag zur Rubrik "Das Letzte": Als entspannende Bettlektüre schätzen Elisabeth und ich die Werke zeitgenössischer Kriminalautoren (und -innen...) aus Dänemark, Schweden und England. Als ich "Segel aus Stein" von Ake Edwardson ankostete, verging mir allerdings der Appetit nach wenigen Seiten: Ein Prachtkerl von Mann, treusorgender Gatte, gutaussehend, langmütig und freundlich, die Gattin fröhlich-neckisch, das Töchterchen ein liebreizender Engel bilden eine Idyllengruppe am Meer in einer superidyllischen Bucht, in der der Prachtkerl seiner Familie als nette Überraschung eröffnet, ein Traumgrundstück zum Nestbau erwerben zu wollen. Das ist der Kommissar. Seine Assistentin ist ein Migrantenkind afrikanischer Abstammung, was sie jedoch selbstverständlich nicht daran hindert, in geradezu bestürzender Weise fleißig, intelligent, emanzipiert, klug und kultiviert zu sein. Die immigrierten Eltern sind aus alter Anhänglichkeit wieder in ihr heißes chaotisches Heimatland zurückgekehrt, auch wenn die Mutter dies aus gesundheitlichen Gründen mit dem Leben bezahlen muss. .... - .... Ich mag Wünschenswertes und Ideelles. Aber so viele politisch korrekte Radikalklischees sind ungefähr so erquicklich wie die dämlichen Warnhinweise auf Zigarettenschachteln. Ich habe vor einiger Zeit versucht, mal wieder eine Eichendorf-Novelle zu lesen und musste nach kurzer Zeit aufgeben: Edelsinn und bescheidene Würde zählen durchaus zu den feineren menschlichen Regungen, zu dick aufgetragen lassen sie mir allerdings ebenso das Auge übergehen wie eine allzu üppige Portion Mostrich auf dem Wiener Würstchen. Dass seit Mitte der 90er Jahre manche Werke der (mehr oder minder) gehobenen Unterhaltungsliteratur nachgerade zu Anti-Raucher-Kampagnen aufgebaut werden, hebt ihre literarische Qualität auch nicht gerade. Wie bemerkte schon Gevatter Nietzsche: "Der gute Wille ist der Tod jeder Kunst.". Vielleicht ist es Herrn Edwardson immerhin ein Trost, dass er sich bei fortgesetzten Correctnes-Bemühungen wenigstens in diesem Sinne dereinst das Prädikat eines "Zweiten Eichendorf" erschreiben (oder sollte ich sagen "erschleimen"?) könnte..... Eine Relativierung im Sinne meiner persönlichen Subjektivität soll immerhin eingeräumt werden: durch meine Kindheit im protestantisch pastoralen Milieu könnte sich ein gewisser Vorbehalt gegen allzu eifernde "Erbauungsliteratur" erhalten haben ;-)
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