zur Logbuch - Überrsicht
 

 

Dänische Südsee, SY "Flausen"

18. August 2007

Tatsächlich - wir sind wieder auf See! Zwar "nur" für einen Tag und "nur" auf einem 22-Fuß-Boot. Aber dieses "nur" bedeutet in diesem Fall, dass "weniger" oft viel "mehr" sein kann. Unser (nicht nur Segler-)Freund Peter Lausen will sein Boot von der Schlei näher zur Dänischen Südsee verholen, woselbst dann auch Gattin Susanne bereit ist, ein paar Schläge in idyllischem Ambiente mitzumachen. Die "Ex-Unity-Crew" wiederum segelt gerne "mal kurz querrüber" mit....

Die Bedingungen sind für unseren Gusto nahezu ideal um einen Genusstörn zu starten: die Temperaturen mild, also nicht zu kühl aber auch nicht heiß, ein Sonne-/Wolkenmix am Himmel, Wind 2-4 Bft., das jedoch von morgens bis abends durchgehend (nicht wie am Mittelmeer für 2 Stunden/Tag). Der Schlag ebenfalls moderat mit ca,. 20 Seemeilen. Das Boot ähnelt unserer "High C", die wir vor Jahren mit viel Spaß über die Ostsee bewegt haben.

Beim Start, morgens kurz vor neun Uhr, steht Pia wieder wie unzählige Male zuvor auf der Unity, erwartungsfroh im Bugkorb des Bootes. Sie ist so freudig aufgeregt wie eh und je, wenn es "hinaus aufs Meer" geht, bei der "übrigen" Besatzung herrscht fröhliche Gelassenheit. Wetterprognose prima, Distanz freundlich bemessen - Peter, Elisabeth und ich freuen uns auf einen schönen Segeltag. Wir passieren die Schleimündung und segeln zuerst einmal nur zum Spaß auf einem für die Windrichtung optimalen Kurs.

Später erinnern wir uns dann doch, dass wir ja ursprünglich ein Ziel ins Auge gefasst haben, an dem irgendwann im Lauf des Tages anzukommen auch keine schlechte Idee wäre. Also wird der Kurs korrigiert und danach gehts mit allen möglichen Segelstellungen weiter Richtung NNW. Da der Wind meist aus S bis SW kommt, ist fast alles möglich.

Nach fünf Jahren hydraulischer Radsteuerung mit Autopilot ist "Segeln von Hand" an der Pinne wieder ein echtes Vergnügen, das wir sehr genießen. Auch das kleine Boot gefällt uns gut - wir haben unsere "große" Unity ja nur gekauft, weil wir eine Zeit darauf nicht nur segeln sondern auch wohnen wollten. Aber wenns "nur" ums Segeln geht, ist uns eine kleine Yacht allemal lieber (auch deshalb haben wir die Unity nach Ende des Langfahrttörns ohne Bedauern wieder verkauft). Ein wendiges Boot, leicht in der Handhabung, bringt entschieden mehr Spaß, finden (zumindest) wir und so "hüpfen" wir mit der "Flausen" lustig über die Ostseewellen.

Schon um 14:30 laufen wir im Hafen von Mommark (54° 56,0′N | 10° 02,8′E) in Dänemark ein. Da allerdings "trifft uns der Schlag" - um es umgangssprachlich aber treffend auszudrücken. Elisabeth und ich hatten Mommark im Sommer 2001 mit unserer "Hi-C" schon einmal besucht. Damals war es der "netteste" Hafen, den wir in der ganzen "Dänischen Südsee" gefunden hatten: Voll von verschiedensten Segelbooten, ein hübsch bepflanzter kleiner Campingplatz hinter den Versorgungsgebäuden, ein schöner Sandstrand auf der Seeseite, Kinder spielten am Ufer oder auf einem extra eingerichteten Spielplatz, fröhliche Menschen vergnügten sich ringsum oder im hübschen Restaurant mit Freiterrasse, Entenfamilien watschelten zutraulich unter schönen alten Bäumen, alle Versorgungsmöglichkeiten mit sauberen Sanitärräumen waren vorhanden - fröhliches Treiben in reizender Idylle. Dazwischen eine winzige Fähre, die ab und zu ein- und auslief, ein paar Fischer - ein im besten Sinn lebendiger kleiner Hafen wie aus dem Bilderbuch.

In den letzten Jahren scheint hier jedoch eine "Bombe" eingeschlagen zu haben: die Stege verrottet und halb zerfallen, die Gebäude verwaist und verkommen, auf dem mittlerweile verwilderten Campingplatz nebenan ein paar vergessene Wohnwagen, brachial aufgebrochen und ausgeraubt. Die Lampen nicht mehr in Betrieb, die Wasserleitungen abgeschraubt.

Nur die kleine Fähre, mittlerweile arg ramponiert, läuft noch ein. Auch die Fischerboote kommen - mit martialisch im Military-Look bekleideten Hobbyanglern an Bord. Alles andere sieht aus, als ob hier die sprichwörtlichen Vandalen eingefallen und barbarisch gewütet hätten. Die vermutliche Auflösung dieses Rätsels: wenige Seemeilen weiter wurde angeblich eine Kommerz-Marina aus dem Boden gestampft (oder ist in Planung / im Bau?) und damit ganz sicher kein Segler und Camper mehr auf den Gedanken kommt, hier her zu kommen, wurde eine Großanlage für Schweinemast in Sichtweite des alten Hafens genehmigt (die bei entsprechender Windrichtung sicher stinkt wie die Pest)(???). Ich wage eine vermutete aber trotz aller Offensichtlichkeit nie beweisbare Hypothese: Einige Menschen müssen an diesem erbärmlichen Vorgang extrem gut verdient haben und verdienen - anders ist die "Sauerei", die hier zu besichtigen ist, nicht zu erklären. Da scheint etwas wirklich "faul im Staate Dänemark" zu sein - "oberfaul" um es deutlich auszudrücken. So schnell als irgend möglich verlassen wir das Terrain, als Peters Frau mit dem Auto für die Rückfahrt eintrifft. Die Industrialisierung des Segelsports und/oder der Gebrauchstiermast gebiert offensichtlich Kollateralschäden, die zuweilen Ekel erregend sind.

Nachtrag: für Planung/Bau der "Kommerzmarina" konnte ich im Augenblick keine Information erhalten. Sollte das Desaster "nur" durch den anscheinend gerade hier an dieser Stelle "notwendigen" Saustall angerichtet worden sein, ist dies eine Provinzposse schlimmster Jämmerlichkeit und Dämlichkeit.