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Sonntag, 13. Juli 2003. Preveza, Ambrakischer Golf. Wir leben nun bereits seit 2 Monaten auf unserer Unity und endlich bewegen wir uns nun weiter südwärts. In den letzten Wochen waren stets nur kleinere Törns möglich (zusammen ca. 300 sm), da immer wieder noch etwas zu reparieren war, weshalb wir auch immer wieder nach Korfu zurückkehrten, um die Infrastruktur der Marina zur Verfügung zu haben. Das ging von einer gründlichen Überholung des Motors über unzählige Kleinigkeiten bis zum Umbau der Toilette (viele Yachten sinken ganz unspektakulär im Hafen - einfach weil die Toilette, die unterhalb der Wasserlinie liegt, schlecht gewartet und undicht ist).

Wenn wir jedoch bisher unterwegs waren, war es ein wunderbares Erlebnis. Wir segelten, wann immer der Wind passte - und überhaupt vorhanden war (die Ionische See ist eines der gemäßigten Gebiete des Mittelmeers - weshalb wir hier auch unsere ersten Törns absolvieren).  Bisherige Stationen: Korfu-Stadt, Petreti (Korfu), Lakka (Paxos), Gaios (Paxos), Mongonisi (Paxos), Plataria (Festland), Sivota (Fl.), Parga (Fl), Ammoudia, Fluss Acharon (FL), Preveza (Ambrak. Golf). Hier sichteten wir heute morgen unsere erste Seeschildkröte, die ganz gelassen mitten durch den Hafen paddelte. Zuerst dachten wir an Seehunde, dann, als ein genoppter Panzer sichtbar wurde, an das verirrte Ungeheuer von Loch Ness, zuletzt war klar, dass es eine über ein Meter große Schildkröte war, von der mal der gewaltige Kopf (ca. menschl. Größe), mal eine Flosse, mal der Panzer aus dem Wasser ragte.

Ansonsten lesen wir viel, erstellen erste Ideensammlungen und Skizzen für unsere Arbeit, bereiten wunderbare Salate, schwimmen, besuchen Sehenswürdigkeiten und Ausstellungen, plaudern abends auf unserer Heckterrasse - auch mit lieben und interessanten Gästen, die wir hier und da kennen lernen - und amüsieren uns mit Charterbooten. Das Letztere ist freundlich - ironisch gemeint. Hintergrund: Wer sich ein Mal im Jahr (oder noch seltener) eine (möglichst große) Yacht leiht (deren Eigenheiten ihm zusätzlich meist gänzlich fremd sind) und dann fröhlich mit Freunden und/oder Familie lossegelt, erleidet oft spätestens im ersten Hafen einen mehr oder weniger dramatischen Schiffbruch beim Anlegemanöver (was "draußen" so alles passiert ist, lässt sich anhand cholerischer und/oder unbeholfener Skipper bzw. einer des Segelns überwiegend unkundigen Crew leicht ausmalen). Aber wir helfen gerne. Erstens weil die Zeit der dramatischen Anlegemanöver auch bei uns noch nicht allzu lange vorbei ist (und bei Seitenwind oder Strömungen immer mal wieder fröhliche Urständ feiert) und zweitens, weil es uns noch immer Spaß macht, "mit Bötchen rumzuspielen". Außerdem sind wir ganz einfach gerne nette Menschen, die die Grundregeln klassischer Seemannschaft noch beachten. Was leider zunehmend selten vorkommt: Ruppigkeit, Gedrängel, Unachtsamkeit, Behinderung anderer und mangelnde oder gänzlich fehlende Hilfsbereitschaft sind an der Tagesordnung, was wir so von unseren Törns auf der Ostsee nicht kennen.

Vor allem anderen zählt jedoch "LA MER!" - Stille und Weite, die der Seele gut tun und ihr Zeit geben, "aufzuatmen". So vieles ist passiert in den letzten Jahren, was nun in Ruhe überdacht und eingeordnet werden will. Ein Segeltag, an dem die Landschaft langsam vorüberzieht, während man ab und zu ein Segel aufzieht, einholt, den Kurs korrigiert und ansonsten "einfach dasitzt", vielleicht noch mit einem Notizbuch  und dem grade aktuellen Lieblingsphilosophen griffbereit, ist so recht dafür geeignet. In epischer Breite berichtet darüber ein Text in der Serie "Wassermusik": "Das Leben ist eine Ansichtskarte"

Wir haben uns jetzt, da unsere Reise erst richtig losgeht, vorgenommen, regelmäßig etwas in unser Logbuch zu vermerken - also freuen wir uns über jedes Interesse und natürlich gelegentliche Grüße und Kommentare unter mail@t-w.de .