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Oh Gott...

Ich gebe zu - ich habe es mir noch vor 15 Jahren einfacher vorgestellt, Bilder zu malen. Nein, nicht die handwerkliche Seite der Sache. Ich war nur viel zu früh davon überzeugt, daß nach der Moderne einer Oberfläche und ihrer Gestaltung keine ausschliessliche inhaltliche Bedeutung mehr zugewiesen würde. Gestaltung ad libidum - das Credo der PostModerne wird jedoch vielleicht übergangslos in ein formales Vakuum übergehen. Gestaltung als beliebiges Werkzeug im positiven Sinn, als BlankoScheck der jeweiligen Instrumentalisierung ohne KathegorisierungsAnsprüche verschiedener Seiten anhand der Form bleibt wohl eine Theorie.

"Oh Gott, er hat wieder Ideen....". Der SchreckensRuf, der meine Kindheit und Jugend begleitete. Ich war nicht (offen) rebellisch, nicht vorlaut - eher still, eher schüchtern. Aber ich hatte Ideen. Die ich realisieren und leben wollte. Das ElternHaus versuchte dieser Ausuferung durch protestantische Zucht zu begenen, manche Lehrer mit peinlich offen geäusserter Repression, das "BerufsLeben" mit Sachzwängen und sogenannten Tatsachen. Also wurde ich Freiberufler und begann Bilder zu malen. Eine der wenigen legalen Betätigungen in Deutschland (ausser vielleicht Betteln und Beischlaf), die noch nicht staatlich normiert ist. (DumpfSäcke der Akademie Stuttgart haben jedoch bereits den Zombie des "DiplomKünstlers" aus der Taufe gehoben..).

Seitdem darf ich Ideen haben. In schöner Regelmässigkeit weise ich zwar darauf hin, daß Bilder keine Kunst per se sind. Aber beharrlich werde ich ihretwegen seit 15 Jahren als "Künstler" erkannt. Ich wiederum benutze diesen Umstand, der mir etwas Geld und "Position" verschafft, ebenso beharrlich all die Jahre immer wieder zu dem umzumünzen, was ich als meine Idee von Kunst empfinde: Bewusst anwesend sein, mitdenken, gestalten. Nicht nur Bilder. Aktionen, Zeichen, Bemerkungen, Texte. Was nicht "Bild" ist, wird jedoch noch immer schwerlich als "Kunst" erkannt. Also male ich. Kann ich. Macht mir Freude. Und natürlich äussert sich auch stets etwas von meinen Überzeugungen in den Bildern, die wiederum meist innerhalb durchdachter und oft durchaus symbolisch konzipierter ArbeitsSerien entstehen.

Ab und zu verbanne ich die Bilder einfach aus einer Konzeption. Agiere ein Aktion. (Zum Beispiel "W.I.R") Oft ertönt wieder der altbekannte SchreckensRuf (s.o.) - vollends, wenn ich dann wieder einmal freundlich darauf hinweise, daß Bilder eben aus sich heraus keine "Kunst" sind  - Was dann? - Er glaubt nicht an sich! Doch.

Beispiel aus einem anderen Gebiet: Wenn ich einen Roman schreibe, mache ich keine "WortKunst". Ich versuche etwas auszudrücken. Mit ganz vertrauten Wörtern. Diese sind jedoch dann keine Kunst. Aber vielleicht liegt diese in einer subtilen Aussage, die hinter der Geschichte zum Vorschein kommt. Manche freuen sich an der Geschichte und gut. Soll sein... Aufgeblähte "Kenner" sehen nur die Geschichte und trompeten, daß Geschichten keine WortKunst sind. Natürlich - . Ist leider.... Ab und zu denkt vielleicht doch einer nach. Nach dem Hintergrund. Könnte ja sein...

Für die GeschichtenLeser schreibe ich weiter Geschichten - zu beiderseitiger Freude. Ist doch was.  Für mich selbst wage ich ab und zu "WortKunst" - eben zum Beispiel, wenn ich W.I.R "schreibe"....  Wichtige innere ÜberlebensStrategie. Für die "Kenner" mache ich gar nichts - da kuckt sowieso kein Schwein. Und manchmal treffe ich Nachdenker. Nicht oft. Aber immer öfter. Dann "sieht die Welt für eine Weile wie "Heimat" aus". (Liebe Grüße an Elli C. und alle anderen Möwen....)