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24. Juni 2004 * Aegina * Noch einmal sind wir hierher zurückgekommen, nachdem wir gestern in der Marina Alimos in Athen "im Handstreich" unsere neuen Segel übernommen haben. Wie das? Nachdem uns die verlotterte Marina bzw. ihre inkompetenten Angestellten zwei Mal zu viel Geld abgenommen haben, haben wir beschlossen, dass uns das nicht ein drittes Mal passiert. Also sind wir gestern um fünf Uhr aufgestanden, um sechs Uhr brachen wir hier in Aegina auf, pünktlich um zehn waren wir, wie mit dem Segelmacher vereinbart, in Athen. Nach zwei Stunden waren die alten Segel abmontiert und verpackt, die neuen Segel montiert und wir verließen den Hafen, ohne dass uns jemand wahrgenommen hätte (man kann die Inkompetenz anderer ja auch für sich nutzen ...smile). An dieser Stelle muss vermerkt werden, dass wir endlich einen griechischen "Spezialisten" gefunden haben, mit dem wir sehr zufrieden sind: Chronis, "unser" Segelmacher. Ursprünglich ein Franchise-Nehmer der renommierten Firma "North Sails", hat er das Know-How, die Qualitätsstandarts und die Technik übernommen und eine eigenständige Firma "Alpha-Sails" gegründet. Chronis war stets freundlich, gab uns gute Tipps zu Segeln und Segelrevier, immer pünktlich (!) und der Endpreis war trotz Sonderwünschen einige hundert (!) Euro günstiger, als wir erwartet hatten. Und das, obwohl Chronis ohnehin in seinen Angeboten weit unter dem Durchschnitt deutscher Anbieter lag, was ca. 40% Ersparnis bedeutete. Daher an dieser Stelle die Telefonnummern von Chronis: 0030-210-9834064, Mobil: 0030-6944346862 - wir verdienen an diesem Tipp ebenso wenig, wie an den Berichten über unfähige "Specialists" in Griechenland, die wir nur als Empfehlung zur Vorsicht und ohne Namensnennung geschildert haben.

Nun hatten wir also unsere neuen Segel. Eine riesige 145%-Genua als Rollreff am ersten Vorstag im Bugspriet, ausgestattet mit dunkelblauer UV-Schutz-Kante, Unterliek- und Achterliek-Trimmleine, eingenähtem Schaumstoff am Vorliek zum besseren Stand beim Reffen. Ein Hauptsegel mit zwei Reffreihen und Achterliek-Lattung und -Trimmleine, ein Besan mit einer Reffreihe und Achterliek-Trimmleine. Sobald wir den Hafen verlassen hatten, wurde nacheinander alles gesetzt. Besonders beeindruckend war der Anblick der Genua, die etwa das Eineinhalbfache der Fläche unserer alten Genua hat. Als sie jedoch "stand" standen auch ein Paar Falten auf unserer Stirn: die Genua flatterte im oberen Bereich, was einen falschen Schnitt des Segelprofils bedeuten konnte. Umgehender Anruf, bevor wir allzu weit vom Hafen weg waren: "Hallo Chronis, die Genua steht be.....scheiden...". Chronis verspricht, in einer Stunde wieder im Hafen zu sein. Also: Kehrtwende. Auf dem Rückweg haben wir einen anderen Wind und spielen mit der Trimmung des Schots. Wir stellen den Schotholer in eine Position, die bei der alten Genua und allem was wir gelernt haben "falsch" ist. Plötzlich steht die Genua sauber. Ist das jetzt nur wegen des anderen Windes? Wir gehen in die erste Position zurück. Die Genua steht, fühlt sich nur ganz anders an. Logisch: sie ist viel größer, aus schwererem Tuch, anders geschnitten, hat eine andere Position von der Spitze des Bugspriets bis zum Ruderhaus. Erneuter Anruf bei Chronis: "Äh - wir probieren das jetzt mal die nächsten Tage aus und melden uns dann wieder....". Dann gehen wir Kurs Ägina möglichst hoch an den Wind. Vierzig Grad, Beauford 4, 5 Knoten Geschwindigkeit durch´s Wasser. Das lässt sich, gemessen an den Möglichkeiten unseres breiten Langkielers, sehen. Die Genua steht weiterhin sauber - mit der Schot am "falschen" Holepunkt. Nun gut - Hauptsache, das Teil steht. So lange es geht, bleiben wir auf unserem Kurs und segeln zwischen den riesigen, vor Anker liegenden Frachtschiffen durch, die in der Bucht vor Pireus darauf warten, be- oder entladen zu werden. Durch den stärkeren Druck der neuen, größeren Segel legt sich die Unity heftig zur Seite, das Wasser rauscht in Lee wenige Zentimeter unter der Deckskante dahin, die Luvseite hebt sich steil nach oben. Wir lassen das Boot vorwärts preschen, bis der Wind über 4 Bft. zunimmt - die magische Grenze, bei der ein Reffen ansteht. Da die Beschläge für die Holeleine unserer Rollreffanlage noch nicht ganz passen, rollen wir unsere "Riesengenua" ganz ein und schlagen das Sturmsegel am zweiten Vorstag an. Als wir noch das Hauptsegel komplett eingeholt haben, da auch an ihm noch ein paar Reffbeschläge fehlen, sind wir eindeutig untertakelt, auch wenn der Wind mittlerweile auf 6 Bft. aufgefrischt hat. Da wir aber keine Lust haben, noch einmal das Segel zu wechseln, geben wir uns eben mit 3 Knoten unter Besan und Sturmsegel zufrieden. Als wir uns dem Kap vor dem Hafen von Ägina nähern, argwöhnen wir, dass dahinter der Wind weiter auffrischen könnte und streichen alle Segel. Kaum getan, bekommen wir die Richtigkeit unserer Vorsichtsmaßnahme bestätigt: Wind 7-8, Welle ca. 1m hoch gegenan. Gelobt sei der breite Bug der Unity und ein 80 PS-Schiffsdiesel: Die letzte Meile bis zum Hafeneingang "schaufeln" und "stampfen" wir bei wenig Fahrt dem Hafeneingang entgegen. Soweit der Bericht vom ersten Törn unter neuen Segeln.... Fortsetzung folgt.

Jetzt wäre noch etwas über "Ralfi" zu erzählen (ja, der, der im Herbst zur Weltumsegelung mit dieser Colin Archer und der Seglerlegende von der Südsee aus aufbrechen will). Wir warten hier eigentlich auf ihn. Ralfi kam im Herbst mit seiner "Bruce Roberts" recht originell in die Marina Kalamata getuckert: Wir dachten in der abendlichen Dämmerung, er fährt rückwärts - dabei waren nur seine Positionslichter verdreht. Dass an dem Schiff noch das Eine oder Andere "verdreht" war, stellte sich während des Winters heraus. Vieles ist inzwischen behoben, aber irgendetwas kommt immer noch nach - und Ralfi kommt nicht aus dem Hafen. Eigentlich wollte er das Boot ja günstig verkaufen, aber bis jetzt fand sich leider noch kein Käufer für das Boot, mit dem man wohl auf eine Nordland-Expedition gehen könnte, das sich aber in seiner Schwerwetter-Konzeption zwischen den "Sunny-Funny-Yoghurtbechern" dieser mediterranen Breiten etwas fremd ausnimmt. Also will Ralfi jetzt zur Insel Leros segeln und sich als Taucher etwas Geld verdienen. Wir haben eigentlich versprochen, ihn hier als "Etappenhasen" zu erwarten und vielleicht auch ein paar Häfen weit mitzusegeln. Aber der Knabe kommt halt nicht. Immerhin ist er jetzt mal gestartet, nachdem noch ein neuer Motor eingebaut wurde. Aber jetzt tuts die Lichtmaschine nicht ... Wir haben beschlossen noch ein wenig zu warten..... Ansonsten: Wer eine hochseegängige Ketsch von 11 Metern Länge brauchen kann, die aussieht wie die Kreuzung zwischen einem russischen Panzer und einem U-Boot aus dem ersten Weltkrieg - BITTE MELDEN! Das Teil wartet auf einen Entdeckertyp, mit dem es durch Dick und Dünn segeln kann - ich habe für Ralfi eine Bildseite ins Netz gestellt. Die externe Adresse: www.roberts36.de.vu 

Da wir hier im Hafen Ägina schon so oft waren, gibt´s noch ein 180° - Panoramabild vom Bugspriet unseres Bootes aus aufgenommen: