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Das "Alte" im Neuen - und umgekehrt |
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Die Technik ändert sich, die Grundlagen bleiben
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Das klassische Instrumentarium eines Kunstmalers war lange Zeit der Skizzenblock mit Stiften, Kreiden, eventuell ein paar Wasserfarben und die Leinwand oder Holztafel, auf denen das Bild mit Ölfarben gestaltet wurde. Die Skizze entstand "plain air" vor dem Objekt, die Ausführung im Atelier. Irgendwann wurde die Skizze teilweise von der Photographie abgelöst, die Ölfarbe von der lösungsmittel-freien Akrylfarbe. Dann verselbständigte sich die Fotografie zur eigenen Darstellungsform, die malerische Darstellung mutierte in die analytische Behandlung des Objekts, und wandte sich dann teilweise vom Objekt ab, um ihre Themen im Ungegenständlichen zu suchen, das vielleicht grade noch mit einem (möglichst individuellen) "Strich" und (Pinsel-)"Ductus" ausgedrückt wurde. Immer wieder wurden einzelne Aspekte der Malerei isoliert zum "Glaubensbekenntnis" erhoben. Seien es technische Aspekte wie die "reine" Aquarellmalerei, Gegenständlichkeit bis zum Photorealismus, oder Ungegenständlichkeit bis zur völligen Absage an klassisch handwerkliches "Können". Jede Entwicklung wurde von aufgeregten Diskussionen "um des Kaisers Bart" begleitet, flankiert von den entsprechenden Glaubenskämpfen, oft auch Hexenjagden auf Andersgläubige (was wurde allein in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht um die Abkehr von Malerei und Gegenständlichkeit gestritten, heute um die Abkehr von ALLEM, bis zum völligen gestalterischen Nihilismus...). Ich beobachtete (und beobachte) alle diese Entwicklungen stets interessiert – und mache "mein Ding". "Der Künstler sieht und stellt dar" – so einfach. Die Wahl der Form ergab sich dabei stets spontan. Zeichnung, Malerei, Objekt, Architektur, Aktion etcetc.. Zwischen und innerhalb der Genres "mit allen Mitteln" in jeder Kombination, die mir eben geeignet erscheint, um mein Thema zu "zeigen". Bildnerisch bedeutet das: Abstrakt, gegenständlich, mit Aquarell, Stiften, Tuschen, Photographie, Akryl oder einer Mischung aus allem. Irgendwann kamen noch die "digitalen" Techniken dazu, als Computer so leistungsfähig wurden, dass komplexe grafische Berechnungen möglich waren (ca. Mitte/Ende der 90er Jahre). Ich nutzte als einer der ersten Kunstmaler einige dieser Techniken (z.B.: "Montalban Series"), danach war vorläufig Schluss, ab 2003 verabschiedete ich mich fürs Erste von der Bildgestaltung und ging segeln. Als ich dann 2006 für den frechverlag eine Buchreihe über Aquarellmalerei verfasste, beschäftigte ich mich auch wieder mit der Begrenztheit der klassischen Techniken, so vielseitig ich sie in meiner früheren Arbeit auch angewandt hatte. Ausgerechnet die Anschaffung eines "Smart-Phones" brachte mich jüngst wieder auf Ende der 90er bereits begonnene Wege: ursprünglich zur Organisation gekauft, enthielt die Software des längst über die Telefonfunktion hinaus gewachsenen Geräts neben einer brauchbaren Kamera auch einen Skizzenblock und ein Bildbearbeitungsprogramm. Ich begann mit spielerischen Experimenten und entdeckte für mich neue Gestaltungsmöglichkeiten: spontan mit Kamera und digitalem Skizzenblock eingefangene Impressionen "vor Ort", wo immer dieser eben sein mag, werden in den Computer übertragen und dort in fließendem Übergang zwischen abstrakt und gegenständlich bis zu "photorealistisch" bearbeitet. Es stehen mir hunderte von "Pinseln", "Kreiden", "Tuschen" und "Stiften" zur Verfügung, ganz abgesehen von einem vielseitigen Instrumentarium, das in klassischen Gestaltungsmöglichkeiten ganz einfach nicht vorhanden war (und dadurch auch nicht mit klassischen Äquivalenten umschrieben werden kann). Trotzdem bleibt wie bisher der Kunstmaler mit seinen "Instrumenten" vor der Gestaltungsfläche, es bleibt das Beste aus der "Klassik" wie "Handschrift", Duktus" und "Komposition", viele Gestaltungsoptionen kommen hinzu. Alles weiterhin in "Mischtechnik". Die Übergänge sind wie immer fließend - von der grafischen Handzeichnung über malerische Techniken bis zur Photographie als Vorlage und zu bearbeitendem "Rohmaterial". Die handwerkliche Gestaltung weißt in Detail und Gesamtgestaltung weit über das gegenständlich - photographische Abbilden hinaus und erhält mit den digitalen Möglichkeiten einen stark erweiterten Spielraum. Grenzen zwischen einzelnen Genres sind fließend oder gänzlich aufgehoben. Ein "Original" gibt es nur noch im Sinne klassischer Druckkunst: ein digitaler "Druckstock", von dem das Motiv in (fast) jeder gewünschten Größe auf verschiedenste Materialen aufgebracht werden kann und seinen Charakter auf jedem "Medium" wieder auf eigene Weise entfaltet. Seit dem Ende der Serie "Evangelien" (die konzeptuell, inhaltlich und gestalterisch wesentlich umfangreicher geplant war und bei Gelegenheit stilistisch und inhaltlich erweitert fortgeführt wird), habe ich seit Sommer 2010 neue Serien konzipiert und mit den technischen Erweiterungen nun auch neue Ausdrucksmöglichkeiten gefunden, die ich seit einigen Wochen teste und entwickle. Erste Resultate finden sich u.a. in den Serien "Exercises" und "open sky".
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P.S.: ich arbeite zu lange im "Metier", um nicht eine laienhafte Meinung voraus zu ahnen: "da entsteht viel im Computer - das kann ja dann jeder". Es besitzt zwar heute (fast) jeder einen Computer - früher besaßen viele Menschen einen Kasten mit Wasserfarben.... Und?....??..... Noch mehr Menschen besaßen eine Schreibmaschine, noch früher eine Schreibfeder - die Zahl der Hemmingways (mit dem ich mich nun absolut nicht vergleichen möchte) hat sich dadurch nicht signifikant erhöht - aber das nur nebenbei .... ;-) | |||
"Raw" Google-Translation (will be overworked as soon as possible): The classic tools
of a painter has long been a sketch pad with pencils, crayons, maybe a
few water colors and the canvas or wood panel on which the image was
created with oil paints. The sketch was "plain air" in front
of the object, the version in the studio. Eventually, the plan was
partially replaced by photography, oil paint from solvent-free acrylic
paint. Then photography became independent on its own form of
representation, the pictorial representation mutated in the analytical
treatment of the object, and then turned in part on the object to locate
their subjects in the non-objective, that just maybe with a (possibly
unique) "Bar" and (Brush) "duct" was expressed. |
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