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Das letzte Mal - erst jetzt schleicht sich ganz langsam der Gedanke in unser Bewusstsein, dass all das, was wir grade erleben in absehbarer Zeit definitiv Vergangenheit sein wird - so sehr es doch in den letzten drei Sommern zu unserem Alltag geworden war. Leben auf dem Meer - die schönen Segeltage, die Flauten, die Stürme, die oft ähnlichen und doch in immer wieder neuen Variationen und Arrangements am Horizont auftauchenden Inseln und Küsten, die lärmigen Häfen und stillen Buchten; die vielen Begegnungen mit Einheimischen und Seglern aus vielen Ländern - manchmal bereichernd und interessant, manchmal amüsant, manchmal (unausweichlich - wir sind im wirklichen Leben) .... etwas anstrengend. In absehbarer Zeit nun liegt Griechenland (außer dem ersten Schlag im Frühjahr 2006 zur kleinen Insel Erikusa in Richtung Italien) definitiv in unserem Kielwasser - kaum zu glauben, während wir in der milden ionischen Herbstsonne im Hafen von Sivota an der Festlandsküste gegenüber der Insel Korfu liegen.  

 

 

Eigentlich hat sich auch Sivota bereits für den Winterschlaf eingerichtet, aber noch ein letztes Mal simuliert zahlreicher Besuch sommerliches Treiben: bereits in Gaios (s.u.) fiel kurz nachdem wir angelegt hatten eine "geführte" Flottilie von 24 Booten in den Hafen ein. Kurz nachdem wir hier angelegt hatten, kamen auch hier die ersten Boote dieser Flottilie an. Wir halfen beim Anlegen, da die "Guides", deren Aufgabe das normaler Weise ist, noch nicht angekommen waren und Flottiliensegler für ein wenig Hilfestellung zuweilen ganz dankbar sind. In einer Flottilie zu segeln ist für etwas unerfahrene Gelegenheitsskipper und Anfänger nicht die schlechteste Wahl: Man segelt im Verbund, wird entlang der schönsten Häfen von revierkundigen Guides geführt, die sich auch um eventuell auftretende Defekte und Schäden am Boot kümmern, kleine Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten empfehlen und ein Programm für die Abendunterhaltung auf die Beine stellen. Gruppenreisen unter Segeln im Sorglos-Paket. Sicher nicht jedermanns Sache (unsere wär´s wohl eher nicht), aber so gut gelaunt und entspannt wie die Flottiliencrews stets im Hafen ankommen (in diesem Fall ein Völkchen fröhlicher Engländer), scheint das doch richtig Spaß zu machen. Auch für junge Familien ist diese Art zu segeln sicher nicht die schlechteste Wahl. Wenn solch eine Flottilie in den Hafen einfällt, legt der Individualsegler nichtsdestotrotz erst einmal die Ohren an: die Crews sind eben oft nicht sehr geübt und bis vierundzwanzig nach und nach einlaufende Yachten unter den lauten Kommandos der Guides angelegt sind, herrscht eine Stunde lang reges Treiben links und rechts am Kai. Wir hatten Glück mit unseren Nachbarn: eine augenscheinlich erfahrene Männercrew, die sich wohl einfach für einen stressfreien Herbsttörn der Flottilie angeschlossen hat - wie gesagt, vielleicht "gar nicht so dumm". Nachher läuft die ganze Flottilie aus in Richtung Korfu, dann ist hier wohl definitiv winterliche Stille angesagt. Da dieses Programm unter strahlend milder Herbstsonne geboten ist, bleiben wir hier wohl noch einige Tage, um dann ebenfalls nach Korfu überzusetzen. Letzte Woche waren wir in Lefkas bereits von den weniger gemütlichen Vorboten des Winters drei Tage lang aufgehalten worden:

Das Wetter trübte sich ein, schwere Wolken zogen über der Lagune auf und unter Blitz und Donner fing es zuerst an zu nieseln, um dann in heftige Regenschauer überzugehen. Pia, die ziemlich genervt ist, wenn es rummst und knallt, verzog sich augenblicklich in ihr Nest unter den Kojen der Vorschiffskajüte, um erst wieder aus ihrer Höhle aufzuerstehen, wenn mindestens für eine Stunde wieder Ruhe eingekehrt war. Vor zwei Jahren haben wir Pia ja bei unserem ersten Besuch hier in Lefkas an Bord genommen, nachdem sie ständig von größeren Hunden bedrängt worden war, uns augenscheinlich adoptierte, als wir ihr Ruhe verschafften und bei einem Probetörn offensichtlich gerne an Bord war. Pia ist ein "eigenes Kapitel" und bekommt auch noch eine "eigene" Erzählung - das erste Kapitel wurde schon mal "konzept"-geschrieben, das zweite halb. Bei Interesse: "Pia" - die Leseprobe
Elisabeth und ich machten es uns im Ruderhaus bequem und lasen (was mich betrifft den bereits im letzten Logbuch erwähnten Grimmelshausen). Auch verschiedene E-Mails waren zu beantworten. Meist erfreuliche, eines wiederum von einem uns unbekannten Daniel, beginnend mit "Hi ihr nasen", das Weitere unter souveräner Unterschlagung jeglicher Orthographie. Rechtschreibung und Satzbau hätten jede Pisastudie in unergründliche Tiefen gezerrt. Daniel fand nicht nett, was ich über die "Engländer-Mafia" im Aigina-Logbuch geschrieben habe und beschimpfte uns als Spießer, weil ich mich über die Flegelhaftigkeit dieser Individuen "absolutely not amused" zeigte. Ich schrieb zurück, dass unsere Nauticat in Seglerkreisen den Spitznamen "teuerste seegängige Gartenlaube" führt und was um Himmels Willen er auf einem solchen Boot anderes erwarte - als eben Spießer.....  Ich befürchte allerdings, er hat´s nicht verstanden....... ;-)

Wenn das Wetter etwas besser war, machten wir noch ein paar Spaziergänge durch die Altstadt von Lefkas, anlässlich derer auch noch einige Photos entstanden, die meine Bemerkung vom letzten Logbuch, das Stadtbild ähnele dem alter französischer Seebäder noch etwas illustrieren:

 

 

 

 

 

 

Am 24. waren jedoch die Winde in Stärke und Richtung wieder freundlich gestimmt, die Wolkendecke riss gegen Nachmittag auf und wir liefen noch aus für den kleinen Schlag entlang der Festlandsküste zum Hafen von Preveza am Eingang des Ambrakischen Golfs. Durch den von seitlichen Untiefen flankierten Lefkas-Kanal konnten wir uns vorsichtig mit Hilfe des Echolots hinaustasten, kurz nachdem wir die Ausfahrt passiert hatten, stellte ich fest, dass das Echolot mittlerweile seinen Dienst quittiert hatte. Bei einer Fahrt entlang weit ins Meer reichender Untiefen, Ausläufer der Lagunenlandschaft, eine nicht eben erfreuliche Entdeckung, vor allem da auch noch der über drei Seemeilen lange Kanal quer durch die Untiefen zum Hafen von Preveza anstand. Elisabeth studierte kritisch die Seekarte - ein Wrack mit einer Untiefe gleich hinter der Kanalausfahrt war auch noch zu umschiffen. 

Wir hielten uns mit Sicherheitsabstand von der Küste frei und befleißigten uns geschärften Auskucks nach den Einfahrtstonnen zur Fahrrinne. Erst kurz, bevor wir sie erreichten, konnten wir sie ausmachen - ohne GPS rein "auf Sicht" wäre die Ansteuerung wohl ohne Echolot etwas schwierig geworden: wir konnten nicht wagen, für bessere Sicht allzu nah an die Küste zu fahren. So erreichten wir den Hafen aber wohlbehalten und legten uns längsseits an den auch hier bereits winterlich leeren Boulevard-Kai. Nach einer kleinen "Messorgie" mit dem elektronischen "Multimeter" hatte ich dann schnell herausgefunden, dass der Echolotausfall ganz einfach auf eine durchgebrannte Sicherung zurückzuführen war, diese wiederum durch das unvorsichtige Einstecken eines 12-Volt-Steckers während der Fahrt den Geist aufgegeben hatte. Kleine Ursache.....

Am Abend unterhielten wir uns vor dem Boot noch eine ganze Weile mit Dimitros, einem rüstigen Siebziger, der sehr stolz auf seine im Selbststudium erworbenen Deutschkenntnisse war, etwas lückenhaft zwar, aber zusammen mit unseren "paar Brocken" Griechisch war damit das "Handwerkszeug" für eine angeregte Unterhaltung gegeben. Dabei konfrontierte uns Dimitros wieder einmal mit einer Geisteshaltung, der wir während unserer drei Segelsommer bei vielen Griechen begegneten: in Deutschland ist Alles gut. Alle Menschen sind fleißig, sauber, pünktlich und ehrlich. Deutschland, das Paradies der Gutmenschen und Saubermänner. Wir versuchen dann stets, diese Idealisierungen vorsichtig etwas zurecht zu biegen und darauf hinzuweisen, dass es auch in Deutschland, wie in Griechenland oder sonstwo, "solche und solche" gibt und es oft schwer fällt, das Verhältnis in der Gemengelage klar zu definieren. Schlichtere Gemüter wie E-Mail-Verfasser Daniel (s.o.) argwöhnen zuweilen, dass ich, wenn ich etwas Kritisches über ein paar englische Segler oder eine klar definierte Beobachtung aus Griechenland äußere, im tumben Rückschluss alle englischen Segler oder Griechenland pauschal "nicht mag" und im vielleicht noch dämlicheren Umkehrschluss mein eigenes Verhalten auf See oder mein Land ebenso pauschal als leuchtendes Vorbild empfände - ganz ohne dass ich dem durch irgend eine Bemerkung Vorschub geleistet hätte. Es ist zuweilen nicht sehr amüsant, die Kurzschlüsse simpler Denkungsart auf die eigene Person projiziert zu bekommen - um dann für diese Projektionen kritisiert zu werden.

Leuchtturm vor Gaios

 

Ein Bekannter aus früheren Endlos-Polit-Diskussions-Zeiten begleitete seine Argumentationsketten stets mit Mutmaßungen im Stile "... du denkst wohl....", um dann über das, was der Diskussionspartner denn wohl so denke, vom Leder zu ziehen, was allen Beteiligten zunehmend auf den Geist ging. Differenziertes und mehrdimensionales Denken ist ganz offensichtlich leider nicht jedermanns Sache. Nachdem wir also mit Dimitros ein deutsches (!) Bier getrunken, verschiedene Sachlagen hin und hergerückt und die Schönheit der Ionischen See im Herbst gepriesen hatten, zogen wir uns zurück ins Schiff. Vorher führte Elisabeth aber plötzlich einen Feitstanz an Deck auf, um danach angewidert eine zerquetschte Kakerlake über die Reling zu befördern. Es war die erste in drei Sommern. Morgens entdeckte Pia dann hinter der Backskiste noch eine Ratte, die sich mit kühnem Sprung zwei Meter tief ins Hafenwasser rettete. Auch das eine Premiere. Längsseits am Kai zu liegen kann augenscheinlich wirklich äußerst ungebetene Gäste zum Entern des Schiffs ermuntern.

Am nächsten Morgen machten wir uns dann mit günstigen Winden auf den Weg nach Gaios auf der Insel Paxos. Ein sehr idyllischer Hafen, der aus einem halbkreisförmigen Kanal besteht, gebildet aus der Lücke zwischen dem Ufer einer Meeresbucht und einer in die Bucht eingelagerten Insel. Am Festlandufer liegen Stadt und Anlegekais von Gaios.

Die südliche Hafeneinfahrt weist nur eine Wassertiefe von 2 Metern auf, aber mit unserem Langkiel konnten wir die Durchfahrt wagen. Die meisten aus Süden ankommenden Schiffe mit mehr Tiefgang müssen die vorgelagerte Insel umrunden, um von Norden in den langgezogenen Hafenkanal einzufahren. Am Abend tauchte am Steg dann noch eine Dame auf, die kein Wort Englisch konnte, was sie jedoch nicht daran hinderte, die höchste Hafentaxe aller drei Sommer zu kassieren. Und das, obwohl die Saison längst "gelaufen" ist und ohne auch nur das Angebot von Wasser und Strom zu machen. Wir beschlossen umgehend, diesen gastlichen Hafen am nächsten Morgen wieder zu verlassen. Gesagt, getan - nach einer ruhigen Überfahrt, leider mit wenig Segeln, legten wir in Sivota an. Freundliche Menschen, Wasser und Strom direkt am Steg, keiner kommt, um etwas zu kassieren. Da bleiben wir doch gerne noch ein paar Tage und fördern durch unsere Einkäufe den örtlichen Einzelhandel, vielleicht auch noch einmal die Gastronomie. So hat jeder was von diesem spätherbstlichen Arrangement. Nicht dass nun bei "spätherbstlich" ein falscher Eindruck entsteht: Die Lufttemperatur beträgt 24 Grad, das Meer ist noch sommerlich warm. Wir packen jetzt unsere Badesachen ein und entern diesen ganz entzückenden Strand, der mit wenigen Schritten am Ufer entlang bequem zu erreichen ist. Ja doch - Griechenland ist was Feines .... ;-)))

 

Abendstimmung in Preveza

 

Nachtrag 29. Oktober:

 

Gestern ereignete sich dann noch der Ochi- (geschrieben: oxi) - Tag, der griechische Nationalfeiertag. "Ochi" heißt schlicht "Nein". Paraden oder Umzüge gab es nicht, ein paar historische Propagandaplakate, an die Bäume des Dorfangers gepinnt, genügten. Elisabeth hat sie fotografiert; hier eine Zusammenfassung, die ahnen lässt, um was es ging (Vollformat in Elisabeths Logbuch):

In Kürze die Details: 1940 meinte Italiens "Duutsche" Mussolini, dass es eigentlich ganz nett wäre, wenn er zur Insel Korfu auch noch ein Häppchen vom gegenüberliegenden Festland dazubekommen könnte. Die Griechen waren damit nicht einverstanden und ließen den Diktator ohne weitere Kommentare wissen, dass: "OCHI !", zu Deutsch "Nö" ("Ne" ist "Ja" auf griechisch - lag da vielleicht nur ein sprachliches Missverständnis vor...?). Jedenfalls konnten die Griechen dieser lakonischen Absage dann auch militärisch Nachdruck verleihen und darauf sind sie auch heute noch stolz. Leider ging die Geschichte aber weiter: Der Duutsche hatte einen Kumpel. Der war ursprünglich ein völlig untalentierter österreichischer Kunstmaler, der sich jedoch eines Tages auf den Biertisch einer bayerischen Saufhalle stellte und die versammelten Trinker so lange bequasselte, bis er sie alle in deutsche Schäferhunde verwandelt hatte. Das gefiel ihm so gut, dass er den Trick erfolgreich im ganzen Land bis hinauf zur Waterkant wiederholte. Danach musste er nur noch pfeifen und seine Meute stürmte los. Der Duutsche, den das Ochi der Griechen mächtig wurmte, rief nun kurz bei seinem Kumpel an und bestellte eine Staffel seiner Tölen. Die machten ein halbes Jahr nach "Ochi" kurzerhand alles platt und da der Deutsche Schäferhund als solcher ein gründlicher ist, marschierte die Meute gleich durch bis Athen, wo sie so lange das Bein hob und um sich biss, bis sich ein paar kleinere Länder als "Alliierte" zusammentaten und den Griechen halfen, die Meute wieder zu verjagen. In Deutschland wurde zwar auch ein paar Mal "ochi" gesagt in jenen Zeiten, aber von so wenigen, dass später ganz demokratisch beschlossen wurde, daraus nicht den Nationalfeiertag zu machen. Ja - man hat´s in solchen Belangen eben nicht leicht in Deutschland. Der Personifizierte Populare Tiefsinn Deutschlands (PPTD), Peter Sloterdijk, vermerkte in seinen "Frankfurter Vorlesungen":
Die Betonung des Vermögens, aus den Kräften des Subjekts neu und quasi ex nihilo anzufangen, ist ein notwendiger Zug im Profil der Intelligenz, die hierzulande nach 1945 überlieferungswürdige Formen von Leben in einem Volk von Ausgebombten und Selbstzerstörern stiften wollte. Ich denke, es dürfte im Lauf der Geschichte wenige Generationen gegeben haben, die in allen lebenswichtigen Dingen so sehr zur Autodidaktik verurteilt waren wie diejenigen, die zur Zeit Inhaber deutscher Personalausweise sind. Diese Ausweise sind ja inzwischen fälschungssicher, hört man, die Individuen aber sind es nicht. Wir leben wie kaum ein anderes Volk in einer Tradition des Sich-auf-Nichts-verlassen-Könnens. Da ist kaum eine positive Überlieferung, von der man sich tragen und heben lassen könnte, so wie der selige Ruderer auf dem Züricher See sich von den Wellen schaukeln lassen konnte, als Fötus und Weltkind in einem - ich meine den Kahnfahrer aus Goethes berühmtem Gedicht, auf dessen Berühmtheit aus den eben erwähnten Gründen ebenfalls kein Verlass mehr ist. Was es in diesem Lande wirklich gibt, ist eine solide Tradition des Imstichgelassenseins von Überlieferungen des Überliefernswerten, eine Tradition zuverlässiger Unzuverlässigkeit, eine Tradition des ständigen Sichselbstgutzuredenmüssens, um gute Mine machen zu können zu bösen Spielen. Vermutlich ist diese Überlieferungsunsicherheit etwas, was die deutsche Art des In-der-Welt-Seins schon seit Jahrhunderten bestimmt. Die Befangenheit der charakteristisch deutschen Philosophie von Ursprungs- uns Anfangsfragen ließe sich jedenfalls in diesem Sinn deuten. Die Frage nach dem Anfang und danach, wie man es anstellt, mit einem absoluten Anfang anzufangen, gehört zu einer Mentalität, die ihre Fundamente in den größten Tiefen selber zu legen gezwungen ist, weil das Vorgefundene und Übernommene nicht das sichere Gefühl weckt, guten Grund unter den Füßen und stärkende Überlieferungen im Rücken zu haben. Man ist hier immer auf eine seltsame Art ontologisch von schlechten Eltern, man hat Abgründe hinter sich, wo andere Stammbäume haben, und fühlt sich als Flüchtling, wo andere in alten Heimatrechten zu Hause zu sein scheinen. Seit 1945 hat man vollends das Unbeschreibliche im Rücken und ist vom unbedingten Schrecken tätowiert. Wenn also Anfangs- und Ursprungsfragen deutsche Krankheiten sind, so muss ich gestehen, dass ich an ihnen leide, wie sie im Buche stehen.

(Zitat aus: "Zur Welt kommen - Zur Sprache kommen" erschienen bei "edition suhrkamp")

 

Ein Grieche gab dann am Abend dieses Feiertags im Zuge nationalen Überschwangs aus "Spaß" einem harmlos am Pier stehenden Hund unvermittelt einen derben Tritt, der das arme Tier ins Hafenwasser beförderte, was die einheimischen Besucher der nahen Taverna ungeheuer amüsierte. Der Hund wäre wahrscheinlich ertrunken, auf´s einen Meter hohe Pier kam er ohne Hilfe nicht mehr. Auch wenn wir grade zu Abend aßen, flitzte Elisabeth kurz von Bord und rettete das Opfer der unfairen Attacke. Der Appetit war uns über dieser widerlichen Szene ohnehin vergangen. Somit hatten wir nun auch unseren "Ochi-Tag": die bösartige Gemeinheit, die manche Griechen zuweilen gegenüber wehrlosen Tieren an den Tag legen, empfinden wir als ekelerregend und sagen es daher in der Landessprache:

!!! - OCHI - !!!